Franken steigt zum Euro auf Rekordhoch – Schwäche zum Dollar hält an Aufwertung zum richtigen Zeitpunkt
Es dauerte zwar nur kurz, aber die Botschaft verstanden alle: Der Franken setzt sich vom Euro ab.
Es dauerte zwar nur kurz, aber die Botschaft verstanden alle: Der Franken setzt sich vom Euro ab. Am Freitagvormittag sank der Euro auf 1,5658 Fr./ und damit auf das tiefste Niveau seit Einführung der europäischen Einheitswährung. Kurz nach Mittag war die Kursavance schon wieder ausgelöscht. Der Euro notierte 1,5742 Fr./. - Am Markt waren Gerüchte aufgetaucht, wonach die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Aufwertung bremsen würde. Das ist jedoch unwahrscheinlich. Die Nationalbank selbst hatte in jüngster Zeit den Wunsch zu erkennen gegeben, dass sich der Franken endlich deutlicher von der europäischen Valuta abhebt. Das sei ihr wichtiger, als allfällige Gefahren, die aus einer Aufwertung des Frankens herrühren. Unter diesen Voraussetzungen wird der Franken fest bleiben und sich allenfalls weiter zum Euro aufwerten. - Der Kurs kehrte am Freitag nahe 1,5647 Fr./. Das Niveau entspricht dem Wechselkurs von 80 Fr./100 DM. Die D-Mark ist zu 1,95583 DM an den Euro fixiert. Vor der Einführung der Einheitswährung galt ein D-Mark-Kurs von 80 Franken als Alarmzeichen einer zu kräftigen Aufwertung. Tauchte die D-Mark weiter, so duldete die Nationalbank äusserstenfalls 78 Fr./100 DM. Es gelang ihr immer, stärkere Aufwertungen des Frankens zu vermeiden. Die Nationalbank würde sich auch heute noch gegen eine übermässige Aufwertung wenden. Ein weiterer Schub des Frankenkurses würde daher bis 1,5266 Fr./ – dem Pendant zu 78 Fr./100 DM – reichen, aber wohl kaum weiter. - Unterschiede gegenüber früher bestehen dennoch. So kommt es erstmals vor, dass sich die SNB mit einer beharrlichen D-Mark-Schwäche (im europäischen Kontext zwar) auseinander setzen muss. Der Franken wertete sich in einem Jahr zum Yen 22% und zum Dollar 11% ab. Ausserdem gilt das Argument der früheren Jahrzehnte, wonach ein starker Franken die Schweizer Exportwirtschaft an den Rand der Existenzkrise treibt, nicht mehr. Die Aufwertungen förderten den Strukturwandel in den betroffenen Branchen. Die Unternehmen verfügen heute über eine überdurchschnittliche Konkurrenzfähigkeit. - Die SNB fürchtet den Aussenwert des Frankens zu den Nicht-Euro-Währungen, weil dadurch die Einfuhrpreise steigen und im Inland Inflation bewirken. Dass die Konjunktur sich mitten in einem kräftigen Aufschwung befindet, lässt die Verbilligung des Frankens gegenüber allen wichtigen Währungen mit Ausnahme des Euros noch akuter werden. Leider genügt es nicht, dass sich der Franken vom Euro abhebt, um den hartnäckigen Abwärtstrend gegenüber Dollar und Yen zu brechen. Die grössten Volumen im täglichen Geschäft werden immer über den Euro gehandelt und laufen nur selten direkt zwischen den beiden Währungspaaren ab. Solange also der Euro nicht aus seinem Tief findet, gelingt das auch nicht dem Franken gegenüber Dollar und Yen. - Die Voraussetzungen hierfür bleiben schlecht. Es ist vorerst unwahrscheinlich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen mehr erhöht, als der Markt bereits annimmt. Auch konsternieren widersprüchliche Aussagen von EZB-Direktoriumsmitgliedern weiterhin die Anleger. Bundesbankchef Ernst Welteke betonte in einem Zeitungsinterview Inflationsgefahren in Europa, während er noch zwei Wochen zuvor die Zinsmärkte beruhigt hatte. Nachdem am Freitag in den USA die Arbeitsmarktdaten für März den robusten Gang der Wirtschaft unterstrichen hatten, sank der Euro auf ein Tagestief von 0,9536 $/. Zum Franken kletterte er von 1,6333 auf 1,6496 Fr./$. - Das einzige Schwächezeichen für die US-Währung kam im Wochenverlauf von den Kursturbulenzen in Wallstreet. Solange jedoch keine Wirtschaftsdaten veröffentlicht werden, die eine konjunkturelle Abkühlung belegen, ist es unwahrscheinlich, dass sich der Dollar abschwächt. Aufschluss könnte am kommenden Freitag die Publikation der Konsumentenpreise und der Industrieproduktion im März sowie der Lagerhaltung im Februar liefern. - Nachdem die japanische Notenbank am Montag mit Yen-Verkäufen den Kurs der Landeswährung geschwächt hatte, notiert der Wechselkurs um 105 Yen/$. Finanzminister Miyazawa stellte weitere Devisenmarktinterventionen in Aussicht, sollte die Landeswährung sich erneut aufwerten. Die Märkte erwarten Eingriffe, falls der Kurs sich nochmals in Richtung 104 Yen/$ bewegt. Die Erklärung des neuen Premierministers Yoshiro Mori vor dem Parlament, dass die Priorität der Wirtschaftspolitik darin bestehe, ein höheres Wirtschaftswachstum zu erreichen, spricht dennoch für einen festeren Yen.