Frauen-Viagra
Im Jahr 1995 war die Welt für das US-Pharmaunternehmen Vivus (Nasdaq VVUS, 4.90$ am Donnerstag) noch in Ordnung.
Im Jahr 1995 war die Welt für das US-Pharmaunternehmen Vivus (Nasdaq VVUS, 4.90$ am Donnerstag) noch in Ordnung. Als erste Gesellschaft erhielt Vivus von der Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) grünes Licht für Muse, ein potenzsteigerndes Medikament für den Mann. Muse, das über die Harnröhre eingeführt wird und den Blutfluss ins Glied verstärkt, galt als revolutionär, und die Titel waren gefragt. - Doch als der Pharmariese Pfizer 1998 Viagra auf den Markt brachte, ging es mit Muse abwärts. Zwar ist die Wirkung des Medikaments unbestritten, doch die Anwendung ist im Vergleich zur blauen Pille zu kompliziert. Diese Entwicklung ging an den Aktien nicht spurlos vorüber, und Vivus fielen von mehr als 40$ auf 1.50$. - In der Zwischenzeit hat sich Vivus auf die sexuelle Disfunktionalität der Frau spezialisiert. Seit Jahren ist die Rede von einer Viagra-Pille für die Frau. Das Marktpotenzial für solche Produkte ist schwer abzuschätzen, es ist jedoch von einem jährlichen Umsatz von mehreren hundert Millionen Dollar auszugehen. Gemäss Studien leidet jede dritte Frau unter einer Form von sexueller Disfunktionalität. Ausser Pfizer forschen Konzerne wie Eli Lilly und Icos an einem Wundermittel. Doch keines der Unternehmen kann nachhaltige Erfolge vorweisen. - Vivus hat mit Alista ein viel versprechendes Medikament in der Entwicklung, das den Blutzufluss in die Genitalien erhöhen soll und Konkurrenzprodukten einen Schritt voraus ist. Allerdings sind nicht alle Störungen mit Alista zu bekämpfen, doch jüngste Studien lassen aufhorchen. Ein grosser Teil der 79 Patienten, die getestet wurden und die unter Female Sexual Disfunction (FSD) leiden, stellte eine deutliche Veränderung fest im Vergleich zur Kontrollgruppe, die ein Placebo erhielt. Die genauen Ergebnisse der Untersuchung werden erst im Mai 2002 veröffentlicht. Noch setzt das Unternehmen lediglich 25 Mio.$ um und schreibt rote Zahlen. Doch das soll sich dank Alista ändern. - Mit TA-1790 hat Vivus noch ein zweites FSD-Medikament in der Pipeline. Ausserdem stellt das Unternehmen Alibra her. Alibra reduziert den Abfluss von Blut aus dem männlichen Glied und verlängert dadurch die Erektion. Nachdem die FDA-Bewilligung bereits 1996 erteilt worden ist, ist Alibra seit dem vergangenen Jahr auch ohne Rezept erhältlich. - Investoren, die sich für die VivusTitel entscheiden, setzen darauf, dass das Produkt Alista in den nächsten Jahren die Marktreife erreicht und die Zulassung der FDA erhält. Ken Trbovich, Analyst des amerikanischen Investmenthauses C.E. Unterberg, erklärt: «Nach den ersten erfolgreichen Tests zu urteilen, ist das Medikament Alista für Vivus der Wachstumsmotor, den das Unternehmen dringend gebraucht hat.» - Vivus sind nur für risikofähige Anleger geeignet. Entpuppt sich Alista als wenig wirksam oder kommt dem Unternehmen ein Medikament eines Konkurenten zuvor, wird das den Aktienkurs schwächen. Bestätigen sich jedoch die ersten Testergebnisse, sind die Titel von Vivus eine lohnende Anlage.JS