Fusion unwahrscheinlich – Mit Zukauf warten
Niederlage für Sonova (ehemals Phonak Holding).
Niederlage für Sonova (ehemals Phonak Holding). Das Oberlandesgericht Düsseldorf erklärte am Mittwoch dieser Woche, es sehe nicht die Möglichkeit, das Verbot des Bundeskartellamts gegen die Fusion der Hörgeräthersteller GN Resound mit Sonova in einem «Einstweiligen Verfahren» aufzuheben. Am 8. August folgt der endgültige Entscheid. Sonova rechnet aber damit, dass das Gericht seine Meinung nicht ändern werde. In diesem Fall wird Sonova wohl von der Übernahme des dänischen Konkurrenten zurücktreten. Die Alternative wäre ein jahrelanger Rechtsweg, der aber zu viel Zeit kosten würde, wie Sonova-Sprecher Stefan Blum versichert. - Mitte April hatte das Deutsche Bundeskartellamt Sonova (damals noch Phonak) die Akquisition von GN Resound untersagt, da ein Schulterschluss der beiden unerlaubte Preis- und Produktabsprachen begünstige und das weltweite Oligopol der Hersteller Siemens, Phonak und William Demant nur verstärke. Zurzeit erreichen die drei grössten Anbieter der Branche zusammen schätzungsweise 80% Marktanteil. Nach einer Fusion mit GN Resound wären es wohl knapp 90%. Aus diesem Grund wird es auch Siemens und William Demant untersagt werden, GN Resound zu kaufen. Im Herbst, bevor Sonova den Zuschlag erhielt, hatten beide noch Interesse am dänischen Unternehmen. - Seit sich das Scheitern der Fusionspläne im April abzeichnet, kletterten die Sonova-Aktien gut 30% und erreichten zwischenzeitlich sogar ein Allzeithoch von 121 Fr. Im Markt dominiert offenbar die Meinung, dass Sonova ohne Resound besser aufgestellt sei und auch aus eigener Kraft Marktführer Siemens längerfristig überholen werde. CEO Valentin Chapero kündigte alternativ zur Übernahme ein Aktienrückkaufprogramm an. Daher wird sich auch eine definitive Entscheidung (Absage) am kommenden Mittwoch im Kurs kaum bemerkbar machen. Sonova gaben Ende der Woche leicht nach und notierten zum Wochenschuss 114.10 Fr. Mit einem Zukauf sollte aber noch gewartet werden, bis der Entscheid feststeht. - Weniger aussichtsreich gestaltet sich dagegen die Zukunft von GN Resound, der Hörgerätesparte des Hörtechnikunternehmens GN Store Nord. Für dieses wäre die Absage der Fusion ein herber Schlag. Mit Bekanntgabe des vorläufigen Richterspruchs am Mittwoch fielen die Titel 10,8% und erholten sich gegen Ende der Woche nur geringfügig. Die Dänen geben aber – wenigstens nach aussen hin – das Geschäft mit Sonova noch nicht verloren. Investor Relations-Chef Jens Bille Bergholdt erklärte gegenüber «Finanz und Wirtschaft», falls der Spruch am 8. August «Nein» laute, werde man die Situation gemeinsam mit Sonova neu beraten. Scheitere der Fusionsplan, verblieben nur drei «generische Möglichkeiten» für GN Store Nord: Entweder behält man die Division oder man veräussert sie «anderweitig» oder man «splittet die Aktie», d. h. gliedert die Division als selbständige Börsengesellschaft aus. Diese Alternative hat der Analyst Stig Nymann vom Kopenhagener Wertschriftenhaus Gudme Raaschou Bank als günstigen Ausweg bezeichnet. Aktien erwiesen sich oft als «sehr lebenstüchtig, wenn sie aus dem Schatten des Grossen Bruders heraustreten».JD/Pa