Gespür für gutes Timing
Mit Patrick Frost, Jahrgang 1968, hat der Lebensversicherer Swiss Life ein Talent des guten Timings zum neuen Anlagechef gewählt.
Mit Patrick Frost, Jahrgang 1968, hat der Lebensversicherer Swiss Life ein Talent des guten Timings zum neuen Anlagechef gewählt. Bestätigen könnte dies kein Geringerer als der oberste Leiter seines bisherigen Arbeitgebers: Credit-Suisse-Chef Oswald Grübel – selbst einst im Obligationenhandel gross geworden – war längst auf die gute Nase des Bond-Spezialisten aufmerksam geworden. - Die Episode geht zurück auf das Jahr 2002, als im internationalen Anleihenmarkt turbulente Zeiten herrschten. Frost, damals Leiter Global Fixed Income im Asset Management der CS-Tochter «Winterthur», trennte sich zum genau richtigen Zeitpunkt von den Schuldpapieren grosser amerikanischer Konzerne wie Enron oder Worldcom. Kurz darauf brachen diese Gesellschaften zusammen – und mit ihnen deren Bondkurse. Dank des frühzeitigen Ausstiegs hatte «Winterthur» bereits Ende 2002 die Möglichkeit, mit einer weissen Weste erneut in amerikanische Corporate Bonds zu investieren. In der CS-Konzernspitze genoss das spezialisierte Anlageteam von Frost dafür den nötigen Rückhalt. Sein Team wurde gar zu einer treibenden Kraft im Aufbau eines Markts für langlaufende europäische Unternehmensanleihen, so genannte Longbonds mit Laufzeiten von mehreren Jahrzehnten. Für Versicherer sind gut rentierende, festverzinsliche Anlagen ein Lebenselixier. In der Regel besteht deren Portefeuille mit Rücksicht auf die langfristigen Verpflichtungen gegenüber den Kunden zum grossen Teil aus festverzinslichen Papieren. Im Fall der Swiss Life sind es 80 Mrd. oder 54% von total 147 Mrd. Fr. (per Ende 2005). «Als Spezialist für alternative Anlagen hätte ich den Job als Chief Investment Officer der Swiss Life wohl kaum bekommen», sagt Frost. Dass der Basler mit Wahlheimat Zürich ein gutes Gespür dafür hat, wann es Zeit ist, auszusteigen, hat er mit dem Wechsel zu Swiss Life auf den 1.Juli dieses Jahres abermals unter Beweis gestellt. Soeben hat die CS «Winterthur» an die französische Axa verkauft. Frost verlässt die CS-Gruppe allerdings mit einer gewissen Wehmut.