Gesucht werden verschiedene Partner – Bittere Lehre für die Credit Suisse
Die Wettbewerbskommission (Weko) hat am Dienstag bekannt gegeben, dass sie das Untersuchungsverfahren zur Kooperation der Credit Suisse und der Bank Linth beendet hat.
Die Wettbewerbskommission (Weko) hat am Dienstag bekannt gegeben, dass sie das Untersuchungsverfahren zur Kooperation der Credit Suisse und der Bank Linth beendet hat. Gemäss Medienmitteilung befürchtete die Weko, «dass die breite Kooperationsbasis als Grundlage für eine Verhaltensabstimmung über Preise, Absatzgebiete oder Kunden dienen könnte». Damit ist das Kapitel der gescheiterten Kooperation geschlossen, obwohl in dieser Beziehung noch immer Unklarheiten bestehen. - Die Bank Linth begründete das Scheitern der Kooperation mit Widrigkeiten in der Ausgestaltung der Informatiklösung. «Die von der Credit Suisse angebotene IT-Lösung war nicht auf die Bedürfnisse der Bank Linth zugeschnitten», präzisierte das Communiqué vom 24.Februar dieses Jahres. Josef Meier, Head Corporate und Retail Banking der Credit Suisse, sieht das offensichtlich anders. «Die Kooperation hätte funktioniert», beteuerte er an einem Seminar über Retail banking und warf den Medien in diesem Zusammenhang «Fehlinterpretationen» vor. - Tatsache ist, dass beide Parteien den Faktor Wettbewerbsbehörde in ihrem Projekt zu wenig berücksichtigt haben. Sie haben nicht damit gerechnet, dass die Weko das geplante Vorhaben zu Fall bringen wird. Dies ist besonders für die Credit Suisse eine bittere Erkenntnis. Denn die Grossbank hatte in die Umsetzung der IT-Kooperation bereits hohe Summen investiert. Gegenüber «Finanz und Wirtschaft» wollte sie die Kosten nicht beziffern. Nach Informationen von Insidern waren zu Spitzenzeiten aber bis zu 70 Mitarbeiter mit dem Projekt beschäftigt. Ein Abschreiber in Millionenhöhe ist durchaus möglich. Die Bank Linth bezifferte ihre Kosten auf 100000 Fr. - Wie sieht die Situation für die Bank Linth heute aus - Am Austritt aus dem Regionalbankenverbund (RBA) wird festgehalten. Der per Ende Jahr bevorstehende Austritt kostet die Bank insgesamt 15,6 Mio. Fr. Für die Dienstleistungen, die bisher die RBA erbracht hat, werden neue Anbieter gesucht. In erster Linie geht es um eine neue Informatikplattform. Wegen der Überkapazitäten in der IT-Branche sind der Bank Linth Dutzende Offerten ins Haus geflattert – aus dem In- und Ausland. Wegen dieser Marktkonstellation wird der Wettbewerb über den Preis geführt, was für die Regionalbank eine gute Verhandlungsposition bedeutet. Die Umsetzung der neuen Informatikstrategie wird aber in erheblichem Ausmass Ressourcen binden. Das hat unter anderen das Beispiel der Zuger Kantonalbank gezeigt, die mehrere Berater und viele Mitarbeiter in ein IT-Projekt einbinden musste, das dann erst noch mit einem unbefriedigenden Ergebnis geendet haben soll. Trotz ihres Austritts könnte die Bank Linth die Dienstleistungen weiterhin von der RBA beziehen. Dieses Szenario ist aber ebenso unwahrscheinlich wie eine Kooperation mit der UBS, die beispielsweise im Kreditgeschäft mit der Postfinance zusammenarbeitet. In der Selektion von Partnern stehen somit andere Banken aus dem In- und Ausland im Vordergrund. Gemäss Pressesprecher Robert Hangartner wird die Bank Linth im dritten Quartal den Entscheid fällen. - Die Bank Linth muss auch in anderen Bereichen Partner finden. Beispiele dafür sind die Ausbildung, die Refinanzierung und das Produktangebot. Thomas Eichler, Chief Executive Officer der Bank Linth, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. - An der Generalversammlung vom 10.April machte Eichler einige Angaben zum ersten Quartal. Das Zinsgeschäft lag trotz höherer Bilanzsumme leicht unter Budget. Im Kommissionsgeschäft sind die Einnahmen aus Courtagen noch immer tief, die Erträge unter Budget. Die Position Wertberichtigungen und Rückstellungen hat sich wie erwartet entwickelt. Ihr werden in der laufenden Jahresrechnung aber 5,1 Mio. Fr. für den RBA-Austritt belastet. Wir erwarten für das ganze Jahr einen leicht unter dem Vorjahr liegenden Gewinn. Die Aktien weisen nur geringes Kurspotenzial auf.