Günstiges Umfeld für Obligationen – Wer greift zu? – Swissair ohne Begeisterung
Wird die Schweizerische Nationalbank (SNB), wie von Bundesrat Pascal Couchepin in einem Zeitungsinterview angeregt, die Zinsen bald senken (vgl.
Wird die Schweizerische Nationalbank (SNB), wie von Bundesrat Pascal Couchepin in einem Zeitungsinterview angeregt, die Zinsen bald senken (vgl. Seite 2) - Gelegenheit dazu böte sich am 20. September, wenn das dreiköpfige Direktorium die geldpolitische Standortbestimmung für das vierte Quartal vornimmt. - Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Wirtschaftsminister zu Themen äussert, die in die Zuständigkeit der Währungshüter fallen. So klärte Couchepin die Öffentlichkeit im Herbst 2000 darüber auf, dass die Nationalbank im Zusammenhang mit den Devisenmarktinterventionen zu Gunsten des Euros nicht angefragt worden sei – die SNB hatte darüber keine Auskunft erteilen wollen (vgl. FuW Nr. 83 vom 18. Oktober 2000). Die Bilanz der Landesregierung ist indes nicht dergestalt (vgl. Voranschlag 2002 und Finanzplan bis 2004 auf Seite 25), als dass sie dem Direktorium das Kerngeschäft streitig machen sollte. - Bessere Argumente für Zinssenkungen liefern die jüngsten Konjunktur- und Inflationszahlen. Das Konjunkturbarometer der Kof/ETH rutschte im Juli weiter in den negativen Bereich (–0,21), und der Landesindex der Konsumentenpreise glitt von Juli auf August um 0,6% auf 101,2 Punkte zurück. Die Jahresteuerung (seit August 2000) beträgt damit 1,1% (vgl. Seite 29). Die Inflationsrate ist für die reale Betrachtung eine wichtige Grösse: Nimmt der Teuerungsdruck ab und reagiert die SNB nicht, steigen die Realzinsen, d.h. die Geldpolitik wirkt tendenziell restriktiv. - Auch der Blick über die Landesgrenze – für eine so offene Volkswirtschaft wie die der Schweiz ein Muss – verheisst eine grosszügigere Liquiditätszufuhr. Der Internationale Währungsfonds korrigierte die globalen Wachstumsprojektionen nach unten, die US-Wirtschaft stagnierte im zweiten Quartal, und in mehreren Mitgliedsstaaten Eurolands befindet sich die Teuerung auf dem Rückzug. Dass sich die Europäische Zentralbank am Donnerstag wie erwartet zu einer Zinssenkung von einem Viertelprozentpunkt durchrang, dürfte demgegenüber vom Direktorium zur Kenntnis genommen werden, aber nicht den Ausschlag für seinen Entscheid im September geben. - Obschon das Umfeld für Obligationen als günstig eingeschätzt wird, kam der Kapitalmarkt auch in der zweiten Wochenhälfte nicht richtig in Fahrt. Die Teuerung ist unter Kontrolle, die Auftriebskräfte für die globale Konjunktur sind schwach, die launischen Aktienmärkte locken nicht zu Neuengagements – doch viele Anleger warten ab und halten ihre Mittel bar oder im Geldmarkt. Ein tieferes Zielband der SNB im Dreimonatssatz Libor würde die Attraktivität dieser Strategie vermindern. - So überraschte es nicht, dass sich die Geschäftigkeit am Primärmarkt diese Woche in engen Grenzen hielt. Die Zuger Kantonalbank erhöhte am Mittwoch den Betrag ihrer vor kurzem lancierten Anleihe kurz vor Ablauf der Zeichnungsfrist um 50Mio. auf 200 Mio.Fr., und mit 4% Banque Cantonale Vaudoise 2001/2011 über 100 Mio.Fr. (gleichentags erhöht 150 Mio.Fr.) trat am Donnerstag eine zweite Kantonalbank auf. Der Coupon von 4% und die Laufzeit, die den Eckwertanleihen entspricht, dürften unter Pensionskassen Resonanz gefunden haben. - Dank der von UBS Warburg am Freitag an den Markt geführten 3% Swedish Export Credit Corporation (SEK) 2001/2005 über 250 Mio.Fr. wächst die Auswahl im quellensteuerfreien Bereich. Das Kürzel SEK bezieht sich nicht auf die schwedische Krone, sondern steht für den Namen des Exportfinanzierungsinstituts in der Landessprache (Svensk Exportkredit). 65% der SEK-Aktien werden vom Königreich Schweden gehalten. - Das Halbjahresergebnis der Swissair Group wurde von den Obligationenhändler am Donnerstag ohne Begeisterung aufgenommen (vgl. Seite 17). Mit eher dünnen Volumen handelten die ausstehenden Anleihen gehalten bis leicht schwächer. Am 17. September wird 3% Swissair Group 1987/2001 über 100 Mio.Fr. zur Rückzahlung fällig. - Gemäss dem Halbjahresbericht betrug der Nominalwert aller ausstehenden Obligationen des Unternehmens, d.h. Straights, Floaters, Wandler und Optionsanleihen in sämtlichen Währungen, zu Semesterende 4,35 Mrd.Fr. Davon lauten mehr als die Hälfte, fast 2,5 Mrd.Fr., auf Franken. Der Marktpreis wird für 30. Juni mit 3,34 Mrd.Fr. angegeben. Im Interesse der Anleger ist zu hoffen, dass die Bonitätsabteilungen der Grossbanken die Unternehmenszahlen zum Anlass nehmen, Swissair zu beurteilen – und ihre Einschätzung auch öffentlich machen.