Grossbritannien könnte bald AAA-Rating verlieren
Es sieht nicht gut aus für Grossbritannien: Das Wirtschaftswachstum krebst trotz kreativer Geldpolitik, und das Haushaltsdefizit des Staates wird kaum weniger.

An die Warnungen vor schlechter Konjunktur und Ankündigungen von weiteren Sparmassnahmen des Staates haben sich die Briten schon beinahe gewöhnt. Dass die Notenbank, die Bank of England (BoE), daher die Wachstumsprognose für 2013 im jüngsten Inflationsbericht von 1,8 auf 1% nochmals gesenkt hat, bewegt zwar Gemüter. Vor allem aber fragen sie, wie lange die Durststrecke noch dauert und was die ultralockere Geldpolitik denn bisher gebracht hat. Denn das Bruttoinlandprodukt (BIP) ist weiterhin tiefer als 2008, als die erste Rezession begann. Erst Ende 2014 soll diese Lücke geschlossen sein, wenn es nach den Prognosen der BoE geht. So lange haben die Briten noch nie warten müssen, weder in den Dreissigere- noch in den Achtzigerjahren.
Nun stellt auch die Ratingagentur Moody’s die Erholung in Frage, indem sie das AAA-Rating des Vereinigten Königreichs erneut überprüfen will. Anfang 2013 will sie das Resultat bekanntgeben, der Ausblick ist bereits negativ. In dem jährlichen Bericht über die Kreditwürdigkeit Grossbritanniens heisst es, das schwache Wirtschaftswachstum «war klar negativ» für Bonität, und die Fähigkeit des Staates, weitere fiskalische oder wirtschaftliche Rückschläge zu verkraften, sei gesunken. «Es besteht das Risiko, dass sich die Verschuldung in den nächsten zwei bis vier Jahren nicht stabilisieren wird», steht in dem Bericht.
Schatzkanzler zapft Bank of England an
Die Europäische Kommission erwartete in ihrem Herbstausblick vor einer Woche, dass das Defizit des britischen Staates 2013 erneut grösser wird, nämlich 7,2% des BIP (2012: 6,2). Das heisst, die Schuldenquote steigt weiter. Zeit daher für Finanzminister George Osborne, etwas kreativ zu werden. Erst letzte Woche hat er eine kurzfristige Erleichterung des Haushalts von rund 35 Mrd. £ gefunden, indem die Bank of England die Zinseinkünfte auf Staatsanleihen dem Staat zurückgibt. Dabei handelt es sich um die Zinsen, die die BoE auf dem riesigen Berg von Staatsanleihen (375 Mrd. £) erhält, die sie im Rahmen der Anleihenkäufe (Quantitative Easing) am Markt erworben hat.
Tim Morgan, Analysechef des Brokers Tullett Prebon, meint: «Der Schatzkanzler braucht weitere Ausgabenkürzungen, um den Schuldenplan der Regierung zu retten.» Er schreibt in seinem Blogeintrag «George and the Black Hole» weiter, die 2010 angekündigten Einsparungen seien noch nicht umgesetzt. Im Vergleich zum Finanzjahr 2008/09 (Steuerjahre in Grossbritannien dauern jeweils bis zum 5. April) sind die Ausgaben 2011/12 noch immer grösser.
Punkto Austeritätsmassnahmen und Trendumkehr der Verschuldung wird Grossbritannien anlässlich des Herbstausblicks («Autumn Statement») des Kanzlers am 5. Dezember mehr erfahren. Dann muss Osborne die Pläne auf den Tisch legen, wie und in welchem Zeitraum er das Schuldenproblem des Staates lösen will.
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