Grossbritannien trotzt der Konjunkturschwäche – WPP muss zahlen LSE ist Favorit für die Übernahme der Liffe
In der Berichtswoche verbreitete sich am Londoner Aktienmarkt zaghafter Optimismus.
In der Berichtswoche verbreitete sich am Londoner Aktienmarkt zaghafter Optimismus. In den defensiven Werten wurden Gewinne mitgenommen und in Telecom- und Technologietitel umgeschichtet. Die Handelsumsätze blieben indes bescheiden und die Kursavancen beschränkt. Am Freitag schloss der FTSE-100-Index auf 5188,6 oder 3,4% höher als vor einer Woche. Die zehnjährigen Gilts rentierten 4,69% – deutliche 14 Basispunkte weniger als vor Wochenfrist. - Die britische Wirtschaft scheint sich der allgemeinen Konjunkturschwäche in den westlichen Industriestaaten zu entziehen. Im dritten Quartal expandierte das Bruttoinlandprodukt 0,6%. Die Ökonomen hatten nur mit einer Zunahme im Rahmen des zweiten Quartals von 0,4% gerechnet. Annualisiert wuchs die Wirtschaft um 2,2% (2,1). Während Japan und die USA in einer Rezession stecken und Deutschland und Italien stagnieren, wird Grossbritannien dieses und nächstes Jahr die höchsten Wachstumsraten aller G-7-Länder erzielen. Die tiefe Arbeitslosigkeit (3,1%) und das gute Salärwachstum (4,8%) unterstreichen, wie gut es den Briten zurzeit geht. Trotzdem sind weitere Zinssenkungen nicht ausgeschlossen. Der Zinsfutures, der 35 Basispunkte unter dem Leitzins der Bank of England von 4,5% liegt, spiegelt die Erwartungen des Markts. - Sensibel auf die Konjunktur reagieren u.a. die Werbewirtschaft und die von ihr abhängigen Medienunternehmen. Die Aktien der Verlagsgruppe Pearson (+5,7% auf 819,5p) antworteten am Freitag mit Kursavancen auf die günstigen Konjunkturzahlen. Ausserordentlich gut entwickelten sich WPP (+26,7% auf 627p), obwohl der Werbemulti vom Londoner Takeover Panel zur Einhaltung seiner Übernahmeofferte für Tempus (+2,9% auf 527,5p) verpflichtet wurde. Gegen den zu erwartenden Entscheid (vgl. FuW Nr. 80 vom 13. Oktober) hat WPP-Chef Sir Martin Sorrell Berufung eingelegt, über die nächste Woche befunden wird. Mit grösster Wahrscheinlichkeit wird WPP ihre aus heutiger Sicht überteuerte Offerte von 555p pro Tempus-Aktie einhalten müssen. - Einen 8% höheren Umsatz sowie einen 29% besseren Vorsteuergewinn erzielte der Glashersteller Pilkington (+2,2% auf 105p) im ersten Semester. Das Unternehmen warnte indes vor einer schwierigeren zweiten Jahreshälfte. Der Bau einer Glasfabrik in Polen wurde verzögert. Nachdem in vier Jahren 12000 Arbeitsplätze eliminiert wurden, sind hingegen keine weiteren Reduktionen geplant. - Nächsten Dienstag will die Derivatbörse Liffe ihren bevorzugten Käufer bekannt geben. Favorit ist die London Stock Exchange (+0,9% auf 349p), die offenbar 567 Mio.£ oder 18£ pro Aktie zu zahlen bereit ist. LSE wolle zu Gunsten des modernen Liffe-Handelssystems Connect auf ihr System verzichten. Ebenfalls im Rennen sind Euronext und die Deutsche Börse. - Am Montag publizieren BAA ihr Interims- und EasyJet ihr Jahresergebnis. Am Dienstag veröffentlichen BAT, Bookham, Friends Provident, Allied Domecq und Whitbread ihre Resultate.VM