Höhere Zinsen und Börsenkurse steigern den Ertrag – Aktien stattlich bewertet
Die Bank CA St.Gallen ist eine wahre Meisterin im Understatement.
Die Bank CA St.Gallen ist eine wahre Meisterin im Understatement. An der Bilanzpräsentation im Februar sagte Stephan Weigelt, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, er erwarte ein schwächeres 2007 als das «besonders gute» Vorjahr. Die nun veröffentlichen Semesterzahlen lassen aber gerade das Gegenteil vermuten: Der nächste Jahresabschluss dürfte den von 2006 deutlich übertreffen. - Der Bruttogewinn für die ersten sechs Monate fiel 22% höher aus als vor einem Jahr, der um die Zuweisung an die Reserven für allgemeine Bankrisiken bereinigte Gewinn war sogar 31% besser. Dennoch lässt die Bank in ihrem jüngsten Brief an die Aktionäre vornehme Zurückhaltung walten: Sie habe eine «solide Grundlage für das zweite Halbjahr gelegt», heisst es dort bescheiden. - Die ausgezeichneten Zahlen basieren auf beiden wichtigen Ertragspfeilern der Bank. Im Zinsgeschäft erreichte sie eine Steigerung um 11%, obwohl das Ausleihungsvolumen mit 3% keineswegs deutlich zulegte. Das Institut profitierte aber von den anziehenden Zinsen. Es hat seit einiger Zeit auf die Wiederanlage von längerfristigen Obligationen verzichtet, was sich nun auszahlt. Zudem wurden im letzten Jahr, zu niedrigeren Zinsen, vorsorglich Darlehen von der Pfandbriefbank über 60 Mio. Fr. aufgenommen. - Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (+16%) kam der Bank CA die gute Situation an der Börse zugute. Dank der mehr als robusten Ertragslage konnte sie die ebenfalls markant höheren Kosten abfedern und die Cost-Income Ratio sogar von 50 auf 48% senken. - Die CA St.Gallen ist eine von nur noch zwei unabhängigen, kotierten Regionalbanken, und die guten Zahlen machen sie zu einem begehrteren Objekt. Deshalb wird immer wieder spekuliert, sie könnte früher oder später Ziel eines Übernahmeversuchs werden. Die Bankvertreter machten aber immer klar, dass das Institut eigenständig bleiben soll. Zuletzt war dies der Fall, als die St.Galler Kantonalbank eine Beteiligung von 5% erworben hat (vgl. FuW Nr.36 vom 9.Mai). Die Aktionäre stehen ebenfalls hinter der Selbständigkeit: An der letzten GV beschlossen sie zum Schutz vor Raidern eine Stimmrechtsbeschränkung auf 5%. - Wir erhöhen die Gewinnschätzungen 2007 und 2008 für die Bank CA St.Gallen kräftig. Auch unter den neuen Annahmen errechnet sich für die Aktien ein stolzes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17 für 2008, was das Potenzial beschränkt. Sollten erneut Übernahmespekulationen aufkommen, liegen dennoch Kursausschläge drin. - Es gilt aber zu bedenken, dass ein Interessent, der eine Übernahme gegen den Willen der CA St.Gallen durchsetzen will, ganz tief in die Tasche langen müsste. Zum Vergleich: Das aktuelle KGV der Valoren entspricht etwa dem Niveau, den die Liechtensteinische Landesbank LLB anlässlich der letzten Regionalbanken-Übernahme für die Bank Linth bezahlt hatte. Dazu käme eine saftige Prämie, um den CA-Aktionären den Mund wässrig zu machen.