Der Treibstoff der Rally an den Finanzmärkten seit Mitte Juni heisst Hoffnung. Die Konjunkturindikatoren von Japan über China und Deutschland bis zu den USA tauchen ab – doch die Aktienkurse steigen heiter weiter. Wieso? Die Investoren sind der Überzeugung, dass die US-Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank schon bald weitere massive monetäre Stimuli beschliessen werden.
Am 31. August soll es so weit sein. Dann wird Fed-Chef Ben Bernanke am jährlichen Notenbanksymposium in Jackson Hole, Wyoming, seine Rede halten . Am Samstag folgt EZB-Chef Mario Draghi (* siehe Nachtrag unten). Seit Wochen dominiert Jackson Hole die Diskussion an den Börsen; man könnte fast meinen, Moses werde in den Rocky Mountains die zehn Gebote verkünden.
Aber Hoffnung ist keine Anlagestrategie. Investoren sind mit einer binären Situation konfrontiert: Zaubern Bernanke und Draghi ein neues Programm aus dem Hut, kann die Rally weitergehen. Und falls nicht? Dann droht das, was die Amerikaner den «Wile E. Coyote Moment» nennen: wenn die Cartoonfigur über die Klippe braust und noch eine ganze Weile nicht realisiert, dass sie längst keinen Boden mehr unter den Füssen hat. Dann geht’s abwärts.
Die Wahrscheinlichkeit ist in der Tat gross, dass Fed und EZB bald monumentale neue Stimulusprogramme auflegen werden. Sie wissen, dass sie es noch während Jahren mit einer rezessiven Wirtschaft und krisenanfälligen Banken zu tun haben. Bloss: Bernanke muss damit warten, bis die Konjunkturdaten in den USA – besonders der Arbeitsmarkt – klare Signale eines Rückfalls zeigen. Und Draghi kann seine Karte voraussichtlich erst spielen, wenn Spanien offiziell Hilfe bei den europäischen Rettungsinstitutionen beantragt. Beides kann noch Monate dauern. Die Gefahr, dass die Hoffnungen der Investoren in Jackson Hole enttäuscht werden, ist gross.
*Nachtrag: Mittlerweile hat Mario Draghi bekannt gegeben, dass er nicht nach Jackson Hole reisen wird. Als Grund gibt er die Arbeitsbelastung an.
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Hoffen auf Ben
Die Gefahr, dass die Hoffnungen der Investoren in Jackson Hole enttäuscht werden, ist gross. Ein Kommentar von FuW-Chefredaktor Mark Dittli.