Holcim enttäuscht die Anleger erneut
Der Zementhersteller restrukturiert das Europa-Geschäft. Die hohen Abschreibungen werden das Ergebnis für 2012 belasten. Die Dividende ist kaum gefährdet.

Der Zementriese Holcim durchlief in den vergangenen Jahren eine schwierige Phase mit unbefriedigenden Ergebnissen. Nach der Pressekonferenz zum Abschluss der ersten neun Monate 2012 waren Hoffnungen auf ein deutlich verbessertes, für einmal nicht durch hohe Abschreibungen oder Wertberichtigungen beeinträchtigtes Ergebnis für das laufende Jahr erlaubt. Sie wurden am Montag jäh enttäuscht: Holcim kündigte ein Restrukturierungsprogramm für Europa an, das das Ergebnis des Schlussvierteljahres mit 510 Mio. Fr. belastet. Die Börse hatte zunächst negativ auf die Nachricht reagiert. Am Dienstag haben die Titel den Rückschlag allerdings wieder wettmachen können.
Die Restrukturierung ist zumindest indirekt schon angekündigt worden: Mitte August kommunizierte der Konzern eine straffere Organisation mit einer einheitlichen Führung für die ganze Konzernregion Europa an. Das Ausmass der Kosten der damit verbundenen Restrukturierung überrascht allerdings, zumal an der besagten Pressekonferenz von Anfang November davon nicht die Rede gewesen ist. Der von Holcim auf Anfrage vorgebrachte Hinweis, dass die neue Organisation erst auf den 1. September eingeführt worden sei und die Restrukturierungen Zeit bräuchten, vermag nicht zu überzeugen.
Kapazitäten abbauen
Die Baukonjunktur in Europa befindet sich in vielen Ländern in der Krise – und wird sich nicht allzu rasch wieder erholen. Darum will Holcim im Rahmen des im Frühjahr lancierten Effizienzsteigerungsprogramms «Holcim Leadership Journey» die Kapazitäten auch in Europa reduzieren. Vom Betrag von 510 Mio. Fr. entfallen 100 Mio. Fr. auf kassenwirksame Restrukturierungskosten und der Rest auf Abschreibungen von Sachanlagen. Von den Anpassungen erhofft sich Holcim jährliche Einsparungen von mindestens 120 Mio. Fr. Mit diesen Massnahmen werde die «Leadership Journey» beschleunigt. Die für das ganze Programm erwarteten Kosten von 200 Mio. Fr. entfallen nun, entgegen den ursprünglich gemachten Angaben, zum grossen Teil bereits auf das laufende Jahr. Trotz dieser Beschleunigung hält Holcim nach Aussage von Konzernsprecher Peter Gysel am angestrebten Ziel einer Einsparung von 1,5 Mrd. Fr. bis ins Jahr 2014 fest.
Alle Segmente betroffen
Wo die Restrukturierungen genau greifen werden, wurde noch nicht präzisiert, es laufen noch Konsultationsverfahren mit den Gewerkschaften. Gemäss der Medienmitteilung von Holcim ist die Rede davon, dass «die Produktionskapazitäten in allen Segmenten» angepasst würden. Die Restrukturierungen dürften damit wesentlich mehr Länder umfassen, als im November angekündigt worden ist. Damals war die Rede primär von Spanien und Ungarn. Es ist davon auszugehen, dass nun auch grosse Märkte wie Frankreich oder Deutschland nicht mehr von Anpassungen verschont bleiben. Ob die Schweiz betroffen ist, ist noch offen.
Die Restrukturierungskosten schlagen sich im Konzernergebnis nieder. «Finanz und Wirtschaft» reduziert die Gewinnschätzung für 2012 von 3.80 Fr. je Aktie (nach Abzug von Minderheitsanteilen) auf 2.20 Fr. Wegen des einmaligen Charakters der Restrukturierungskosten bleibt die Schätzung für 2013 von 4.20 Fr. je Aktie vorerst bestehen. Unter der Voraussetzung allerdings, dass sich die Beschleunigung des Programms wirklich zügig positiv auswirkt und nicht wieder böse Überraschungen die Hoffnungen knicken.
Ein Zückerchen immerhin wird dem Aktionär offeriert: Holcim hält fest, dass das Ausschüttungspotenzial für das Geschäftsjahr 2012 bestehen bleibe, als Bemessungsgrundlage diene der Gewinn vor Abschreibungen. Zur Erinnerung: Für das Jahr 2011 wurde eine Dividende von 1 Fr. je Aktie ausgeschüttet. Die Titel sind für 2013 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 bewertet. Nach dieser erneuten negativen Überraschung ist für den Anleger wieder Zurückhaltung am Platz.
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