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Nachhaltig: Glücklich darf sich schätzen, wer über ein Produkt verfügt, das immer stärker gesucht und immer weniger angeboten wird.
Nachhaltig: Glücklich darf sich schätzen, wer über ein Produkt verfügt, das immer stärker gesucht und immer weniger angeboten wird. Die australische TFS (ASX TFC, 0.90 austr.$ am Dienstag) baut indisches Sandelholz an. Dazu wird nicht wie in anderen Ländern Urwald abgeholzt, sondern in der Kununurra-Region im Westen von Australien Farmland aufgeforstet. Weil die Pflanzen viel Wasser brauchen, besitzt die Gesellschaft selbst einen Stausee mit einer Fläche von 3000 Hektaren. - Die Technologie zur Aufzucht der «schwierigen» Schmarotzerpflanze kaufte TFS der australischen Regierung ab. Mit der Aufforstung wurde im Jahr 1999 begonnen. Das Land ist im Besitz von TFS. Die Bäume gehören zur Hälfte der Gesellschaft, zur anderen Hälfte den Farmern. 600 Farmer bewirtschaften mittlerweile eine Fläche von 12 km2. Auf einer Hektare wird ein Ertrag von 1 Mio. austr.$ erwirtschaftet. - Das heute verwendete Sandelholz gelangt grösstenteils auf «halb legalem» Weg in den Westen. Über den Handelsplatz Dubai wird die Herkunft verwischt. Der grösste Teil des industriell genutzten Holzes stammt aus illegalen Abholzungen in Indien. Indonesien hat jüngst die Ausfuhr verboten, weil die Pflanze nahezu ausgestorben ist. Die Angebotslücke in der Parfümindustrie wird mit künstlichem Öl (Terpentin) gedeckt. Der Trend geht aber zu natürlichen Pflegemitteln. Von der globalen Sandelholzernte beansprucht die Parfümindustrie ein Drittel, der Rest wird in Asien für Räucherstäbchen und Duftholz gebraucht. - Der Sandelholzbaum kann vollumfänglich genutzt werden. Mit Destillation erhält man 3% des Gewichts an Sandelholzöl für die Parfümherstellung. Eine Einstiegsbarriere ist, dass die Pflanze dreizehn Jahre bis zur Ernte braucht. Frank Wilson, Executive Chairman von TFS, prognostiziert im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» einen Wachstumsschub im Jahr 2012. Das Unternehmen, das einen Börsenwert von 166 Mio. austr.$ aufweist, erhält von den Pflanzern, die die Kulturen bewirtschaften, eine jährliche Pacht. Im Geschäftsjahr per Ende Juni nahm TFS 40 Mio. austr.$ ein, daraus resultierte ein Gewinn von 12 Cent je Titel. Im Erntejahr 2012 soll der Umsatz auf 200 Mio. austr.$ wachsen. - TFC hat bereits mehrere Abnahmeverträge mit Chanel, LVMH und Guerlain abgeschlossen. Vor kurzem wurde ein Abkommen mit der britischen Lush unterzeichnet. Die Gesellschaft, die 500 Läden betreibt, wird ab 2011 mindestens 1Tonne Öl oder 15% der jährlichen Produktion abnehmen. «Wir wollen lediglich 50 bis 60% der Ernte zum Voraus verkaufen», erklärt Wilson. Der Rest wird zu Marktpreisen veräussert. In den vergangenen sechzehn Jahren hat Sandelholz jährlich 21% an Wert gewonnen. - Feuer und Wirbelstürme, die die Plantagen zerstören könnten, sind das grösste Risiko. Daher hat TFC die Plantagen geografisch gestreut. Das Unternehmen bezieht die Ureinwohner in das Projekt ein. Viele arbeitslose Aborigines erhalten so eine Beschäftigung. Für die Kinder wurden Schulen gebaut. Die Titel, die Ende 2004 zu 20 Cent an die Börse kamen, bergen viel Potenzial, aber auch ein grosses Ausfallrisiko.WG