Hot Corner: Dornröschen erwacht
Das neue Urteil des Europäischen Gerichtshofes bezüglich EU-ausländische Versandapotheken, verhalf der Zur Rose Group zum jüngsten Kursschub.
Die Kursentwickung ist beeindruckend. In diesem Jahr haben die ausserbörslich gehandelten Aktien der Zur Rose Group (ZURRAS; Kurs: 49.50 Fr., Marktwert von 185,9 Mio. Fr.) auf der Plattform der Zürcher Kantonalbank 106% zugelegt. Das hat mehrere Gründe. Der jüngste Kursschub am 19. Oktober von 16% verdankt sich einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes: Danach sind EU-ausländische Versandapotheken nicht mehr an das deutsche Festpreissystem für rezeptpflichtige Arzneimittel gebunden. So kann die Versandapotheke DocMorris, die in den Niederlanden beheimatete Tochter von Zur Rose, wieder Boni auf Rezepte gewähren.
Die Möglichkeit, Kostenvorteile an ihre Kunden weiterzugeben, ist für DocMorris ein Wettbewerbstrumpf. Er soll dazu dienen, die Marktanteile auszubauen. Die mit über 300 Mio. € Umsatz grösste Versandapotheke Europas ist bis 2012, vor der entsprechenden deutschen Festpreisverordnung, im Bereich rezeptpflichtiger Mittel jährlich rund 10% gewachsen – sie hält zweistellige Zuwachsraten jetzt wieder für möglich.
Als Teil der Wachstumsstrategie hat DocMorris Mitte September auch eine deutschlandweite TV-Kampagne gestartet: Der Werbespot richtet sich an dauerhaft erkrankte Patienten mit einem regelmässigen Bedarf an rezeptpflichtigen Medikamenten. Im Bereich der rezeptfreien Mittel hat DocMorris die Online-Verkäufe in den ersten neun Monaten 2016 rund 45% zu steigern vermocht.
Auch insgesamt kann die in Frauenfeld sitzende Zur Rose Group, mit ihren Marken Europas grösste Online-Apotheke sowie die führende Ärztegrossistin in der Schweiz, nun wieder zulegen. Nachdem sie im vergangenen Jahr 834 Mio. Fr. umsetzte, hat sie in den ersten neun Monaten 2016, verglichen zur selben Vorperiode, die Verkäufe 6% erhöht.

Zur Finanzierung ihrer Wachstumsinitiativen hatte Zur Rose im Januar angekündigt, Investoren zu suchen. Im Sommer fand sie einen neuen Ankeraktionär: Die auf Nebenwerte spezialisierte Beteiligungsgesellschaft Corisol. Das der Familie Frey gehörende Vehikel sagte zu, eine Kapitalerhöhung um 15% zu bestreiten. Auf Basis eines Emissionspreises von 40 Fr. je Aktie flossen Zur Rose so im September brutto 20 Mio. Fr. zu.
Abhängig von definierten Meilensteinen soll eine zweite Tranche der Kapitalerhöhung in Höhe von 18 bis 24 Mio. Fr. erfolgen, «voraussichtlich Anfang 2018», so eine Gruppensprecherin. Der Anteil von Corisol würde sich dadurch von aktuell 13,3% auf rund 20% erhöhen.
All dies hat bewirkt, dass das Dornröschen Zur Rose erwacht ist. Um das Kurspotenzial anzudeuten, verweisen Beobachter gern auf die Shop Apotheke Europe, die rezeptfreie Mittel und Kosmetikprodukte versendet. Die noch nicht profitable, aber zügig wachsende Gesellschaft ist am 13. Oktober an die Frankfurter Börse gegangen, ihr Marktwert von 258 Mio. € entspricht dem Zweifachen des letztjährigen Umsatzes. Die Gewinn machende Zur Rose Group ist zum derzeitigen Kurs zu gut einem Fünftel des Umsatzes 2015 bewertet.
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