Hot Corner: Vollgas
Williams Grand Prix Holdings, das einzige kotierte Formel-1-Team, blickt wegen der neuen Besitzer der Formel 1 zuversichtlich nach vorn.
Die Formel 1 dreht wieder ihre Runden, die reichen Teams von Ferrari, Mercedes und Red Bull vorn, der arme Rest hinten. Der Grand Prix von Russland am Sonntag war keine Ausnahme, der Gähnfaktor war meist hoch. Den neuen Besitzern der Formel 1, der US-Konzern Liberty Media, kann das nicht gefallen. Er will Unterhaltung, Show und Spannung. Für Langeweile geht er keinen Deal über 8 Mrd. $ Unternehmenswert ein.
Doch Liberty Media sieht Potenzial. Die Formel 1 wird sich unter den neuen Besitzern verändern. Die armen Teams schöpfen Hoffnung. Zu ihnen gehört auch der Mittelfeldrennstall Williams. Williams Grand Prix Holdings (Frankfurt: WGF1, Börsenwert: 188 Mio. €) ist das einzige kotierte Formel-1-Team. Die britische Gesellschaft, zu der ausser dem Rennstall auch Williams Advanced Engineering gehört, war 2011 von der Bank am Bellevue in Frankfurt an die Börse gebracht worden.
Grund für Optimismus
Williams Grand Prix Holdings sind Liebhaberaktien – Kursgewinne dürfen sein, müssen aber nicht. Ihr Handel ist illiquid, das Risiko gross. Seit der Ankündigung der Übernahme durch Liberty im September ist der Kurs kräftig gestiegen, doch liegt durchaus noch mehr drin.
«Wir müssen mehr Ausgeglichenheit im Feld haben», sagte Ross Brawn, der neue sportliche Leiter der Formel 1, gegenüber «Speedweek». Unter dem früheren Alleinherrscher, dem 86-jährigen Bernie Ecclestone, sind die reichen Teams stets reicher und die armen nur ärmer geworden. Liberty muss diesen Teufelskreis durchbrechen mit einer Kostenbremse für die Teams und mit mehr Zuschauern auf allen Kanälen, auch den vernachlässigten digitalen.

Das Publikum soll zahlreicher und jünger werden, das Geschäft grösser. Damit soll es mehr an die Teams zu verteilen geben. Für mehr Ausgeglichenheit im Feld braucht es aber vor allem eines: mehr Gerechtigkeit in der Verteilung. «Ferrari bekam 2015 in der Formel 1 einen Bonus von 105 Mio. €, einfach weil es Ferrari ist», führte «Spiegel Online» im Februar ein Beispiel auf.
Änderungen brauchen Zeit
Wegen der ungerechten Verteilung hatten die Rennställe Sauber und Force India vor anderthalb Jahren bei der EU Beschwerde gegen die Wettbewerbsverzerrung durch unfaire Geldverteilung und einseitige Beschlussfassung eingereicht. Vor drei Monaten wurde die erste Hürde genommen: Das EU-Parlament sagte seine Unterstützung zu.
Rasant wird sich die Formel 1 aber nicht verändern. Die Günstlingswirtschaft von Ecclestone – die die Formel 1 durch die grossen Teams erpressbar gemacht hat – wird über langfristige Verträge noch Jahre nachwirken. Das gilt vor allem für das Financial Agreement im sogenannten Concorde-Abkommen. Dieses gilt bis 2020, und höchstens die EU-Kommission kann es kippen. Doch diese Mühlen mahlen langsam.
Werden positive Veränderungen in den nächsten Jahren greifbarer, wird das den Aktien Williams weitere Impulse geben. So lautet die Wette für Formel-1-affine Investoren mit Spielgeld.
Williams hat 2016 nach zwei Verlustjahren wieder Gewinn erzielt. Aus 167 Mio. £ Umsatz resultierten eine operative Marge von 4,1% und ein Gewinn von 5,9 Mio. £ resp. von 59,5 p je Aktie. Günstigere Rahmenbedingungen wären der Ertrags- und der Finanzlage dienlich. Doch auch in der Formel 1 geht eben nicht alles mit Vollgas.
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