Hyundai-Gründer gibt Macht ab
Chung Ju-yung, der 84-jährige Gründer und Patriarch von Hyundai, hat am Mittwoch einen schwierigen Entscheid getroffen.
Chung Ju-yung, der 84-jährige Gründer und Patriarch von Hyundai, hat am Mittwoch einen schwierigen Entscheid getroffen. Nach 55 Jahren wird Chung zusammen mit zwei seiner Söhne aus der Geschäftsleitung des grössten südkoreanischen Familienkonglomerats zurücktreten und Platz schaffen für ein professionelles Management. Chung, der Hyundai (zu deutsch «modern») nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer kleinen Autowerkstatt startete, gilt als unumschränkter Herrscher über ein Firmenimperium von 55 Tochterfirmen, die 1999 einen Umsatz von 100 Mrd. Fr. erwirtschafteten. Mit dem Personalentscheid soll das Vertrauen der Anleger und der Gläubigerbanken zurückgewonnen werden, nachdem vergangene Woche zwei wichtige Tochterunternehmen in eine Liquiditätskrise geraten waren (vgl. «Finanz und Wirtschaft» Nr. 43 vom 31. Mai). - Ganz ohne Nebengeräusche geht die Machtübergabe jedoch nicht über die Bühne. Chung Mong-koo (62), der zweitälteste Sohn und Chef der Autosparte, bestehend aus Hyundai Motors und Kia Motors, rebelliert. Am Donnerstag liess er sich vom Vorstand des Autokonzerns als Vorsitzender bestätigen und bewies damit, dass der Hyundai-Konzern gerade einen Familienstreit ausficht, der dem ganzen Land schaden könnte. - Die finanzielle Schieflage des Hyundai-Konzerns, der mit 52 Bio. Won oder 77 Mrd. Fr. hoch verschuldet ist, hing schon lange Zeit wie ein Damoklesschwert über der koreanischen Börse. Ein neuer Sanierungsplan, den Hyundais oberster Sanierungschef Kim Jae-soo am Mittwoch vorstellte, vermochte den Markt etwas zu beruhigen. Der Gesamtindex schloss am Freitag auf 760 (innert Wochenfrist +16%) und notiert noch 25% unter dem Stand von Jahresbeginn. Mit dem Verkauf von zwei kleineren Tochterunternehmen, Land und anderen Vermögenswerten sollen 3,71 Bio. Won an neuer Liquidität geschaffen werden. Ausserdem werden Investitionen um 2,2 Bio. Won gedrosselt. - Ökonomen fordern jetzt schnelles Handeln von Hyundai, weil der Konzern seit dem Ausbruch der Finanzkrise 1997 mehrere Sanierungspläne verzögerte und stattdessen die Expansion vorantrieb. Statt abzuspecken und die Gruppe agiler zu organisieren, übernahm Hyundai den bankrotten Autobauer Kia und das Halbleitergeschäft des LG-Konglomerats. Ku, Tokio