Industrieproduktion sinkt – Yen erneut schwächer – Wirbel um Sega Verschnaufpause am Kabutocho
In der Woche zwischen den Jahren dürften die einheimischen Investoren weitgehend unter sich geblieben sein.
In der Woche zwischen den Jahren dürften die einheimischen Investoren weitgehend unter sich geblieben sein. Nach der rasanten Talfahrt vor Weihnachten kehrte etwas Ruhe am Kabutocho ein. Am Montag lösten sich die Indizes dank einer guten Vorlage aus New York von ihren Jahrestiefständen. Im weiteren Wochenverlauf gaben dann die Kurse mit geringen Volumen etwas nach. Per saldo legte der Nikkei-225- Index im Wochenvergleich 358 oder 2,7% zu und schloss auf einem Niveau von 13785,69. Der breite Topix kletterte 23 oder 1,8% auf 1283,67. Das Handelsvolumen war mit täglich knapp 400 Mio. Aktien gering. - Die Rendite der zehnjährigen Referenzanleihe No. 226 betrug zum Handelsschluss 1,65% und lag damit sieben Basispunkte höher als vor Wochenfrist. Wiederum schwächer tendierte Japans Währung. Der Dollar kostete zum Wochenende 114,80 Yen (vor Wochenfrist 112,56 Yen). - Gegen Ende eines jeden Monats wird eine Reihe von Konjunkturdaten veröffentlicht, und diese dürften den ausländischen Investoren einiges zu denken geben, wenn sie in der nächsten Woche an ihre Bildschirme zurückkehren. So sind die Zeichen für einen schwachen privaten Konsum weiter vorhanden: Für den November meldeten die altehrwürdigen Kaufhausketten wiederum einen Umsatzrückgang – man erinnert sich kaum mehr an steigende Verkäufe, seit Jahren schon weisen die Umsatzzahlen nur in eine Richtung, nach unten. Auch die Supermärkte leiden unter dem Käuferstreik: Im Vergleich zum November vor einem Jahr wurde 4,1% weniger umgesetzt. Das übertraf die ohnehin schon pessimistischen Erwartungen. Schliesslich verwundern daher die Ausgaben der Arbeitnehmerhaushalte nicht; das Minus war mit 2,3% überraschend hoch. - Der schleppende Konsum hinterlässt womöglich auch in der Industrieproduktion seine Spuren. Jedenfalls wurde im November entgegen den Prognosen ein Rückgang im Vergleich zum Vormonat verzeichnet. Erneut hatte sich die Vorhersage des Miti als zu optimistisch herausgestellt. Schon im Oktober hatte es eine Enttäuschung gegeben. Für Dezember und Januar rechnet das Ministerium unverdrossen mit einer Produktionsausweitung. Die Arbeitslosigkeit zog, wohl saisonal bedingt, leicht auf 4,8% an. (Zum Staatsbudget vgl. Seite 33.) - Während der Aktienmarkt kaum auf diesen Zahlenkranz reagierte, gab die japanische Währung im Wochenverlauf sukzessive Boden preis. Am Freitag wurde zeitweise bereits ein Dollarkurs von 115 Yen beobachtet, was womöglich als Indiz für eine sich weiter abschwächende Konjunktur gedeutet werden kann. - Ein schwächerer Aussenwert hilft häufig exportorientierten Werten. In dieser Woche waren es in erster Linie die Aktien der Büromaschinenhersteller Canon und Ricoh, die vom stärkeren Dollar und vom Euro profitierten. Auch Honda und Nissan, nicht jedoch Toyota tendierten fester. - Eine Berg-und-Tal-Fahrt vollführten die Aktien Sega. Erst kamen Gerüchte auf, ausgerechnet Nintendo werde den Konkurrenten schlucken, und der Aktienkurs schoss mehr als zehn Prozent nach oben. Tags drauf wurde das Gerücht als haltlos zurückgewiesen, die Titel gaben nach. Am Freitag schliesslich legten Sega wiederum zu, da ein Zeitungsinterview den Schluss nahe zu legen schien, die Gesellschaft wolle sich aus dem Geschäft mit Spielkonsolen zurückziehen und sich nur noch auf die Entwicklung von Software konzentrieren. - Ein Unternehmenssprecher dementierte derlei Absichten, doch vielleicht war es für die Dreamcast-Konsole gleichwohl das letzte Weihnachtsgeschäft: Nächstes Jahr um diese Zeit wird nicht nur die Playstation2 von Sony in genügender Stückzahl in den Läden vorhanden sein, sondern womöglich auch der GameCube von Nintendo und die X-Box von Microsoft. - Am japanischen Aktienmarkt wird erst am Donnerstag wieder gehandelt. Bis dann geniesst Nippon Feiertagspause. Sie verschafft auch dem Aktienmarkt Zeit zum Verschnaufen. Im zu Ende gehenden Jahr ist der Nikkei-Index um 27% und der Topix um 25% eingebrochen. - Thomas Krümmel, UBS Zürich