Was Janet Yellen und Mario Draghi seit Jahren nicht schaffen, gelingt Donald Trump noch vor seinem Amtsantritt. Plötzlich erwarten die Investoren höhere Inflation. Noch nie kauften Anleger so viele inflationsgeschützte Obligationen wie jetzt. Während normale Staatsanleihen an Wert verlieren, wenn die Inflation steigt, schützen US-Treasuries mit Teuerungsausgleich (Tips) vor Geldentwertung. Die Nachfrage nahm in den vergangenen Monaten zögerlich zu, nach Trumps Wahl kam ein Massenansturm.
Die Finanzmärkte haben die Richtung gewechselt, statt zähe Wirtschaftsstagnation gilt jetzt «Trumpflation». Die Kurse der Staatsanleihen fallen in den Keller, die Marktzinsen steigen.
Auf die Inflation der Vermögenswerte könnte die Teuerung der Konsumgüter folgen. Seit der Finanzkrise hat die Liquiditätsflut der Notenbanken die Kurse von Aktien, Anleihen und anderen Vermögenswerten nach oben gehievt. Die Konsumgüter blieben unbeeindruckt. Ihre Preise stagnierten oder sanken gar, selbst wenn Yellen und Draghi einer etwas höheren Inflation nicht abgeneigt schienen.
Mit Trump könnten die Güterpreise steigen – womit die Kaufkraft der Konsumenten schwindet. Wenn Staaten trotz hoher Schulden neue Konjunkturprogramme auf Pump finanzieren, mit Hindernissen für den freien Handel die Importpreise erhöhen und mit Schranken für Einwanderer die Löhne hinaufdrücken, liegt Inflation in der Luft. Wenn sie kommt, wird der Druck auf die Notenbanken enorm sein, die Leitzinsen nur vorsichtig hinaufzusetzen, damit die Schuldzinsen nicht zu schnell steigen. Das befeuert die Teuerung zusätzlich.
Die letzte inflationäre Phase endete in den Achtzigerjahren. Niemand weiss, wann die Teuerung zurückkommt. Doch jetzt haben Anleger einen Vorgeschmack bekommen, wie sich das anfühlt.
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Inflation in Sicht
Die Furcht vor fallenden Konsumentenpreisen ist verflogen, nun rechnen die Finanzmärkte mit steigender Teuerung. Ein Kommentar von FuW-Ressortleiter Philippe Béguelin.