Interessenkonflikt?
Die Tochtergesellschaften der unter provisorischer Nachlassstundung stehenden SAirGroup stehen zum Verkauf.
Die Tochtergesellschaften der unter provisorischer Nachlassstundung stehenden SAirGroup stehen zum Verkauf. Der Veräusserungserlös wird dazu beitragen, einen Teil der Gläubigerforderungen von schätzungsweise 12 bis 13 Mrd. Fr. zu decken. Wie Sachwalter Karl Wüthrich am Freitag bestätigte, laufen Verhandlungen über den Verkauf von Swissport, Gate Gourmet, Nuance und von drei kleineren Catering-Betrieben. Bislang seien keine konkreten Verkaufsanträge vorgelegt worden. - Einige der Tochtergesellschaften befinden sich in Geldnot. Die von Wüthrich nicht als in Verkaufsverhandlungen stehend genannten Atraxis (Informatik) und SR Technics (Flugzeugwartung) gehören dazu. Auch Swissport ist auf eine überbrückende Liquiditätszufuhr angewiesen. Die Gesellschaften – Teile ihrer Infrastruktur sind wichtig für den Betrieb verschiedener Airlines und des Flughafens Zürich – sind bedroht, «vergessen» zu gehen. Die Investoren der neuen Airline sind nicht bereit, für das Überleben der Töchter abermals in die Tasche zu greifen. Das Eidgenössische Finanzdepartement wies am Montag darauf hin, 500 Mio. Fr. für die flugnahen Bereiche seien mit Bankkrediten oder Beiträgen von Flughafengesellschaften und Kantonen zu sichern. Doch weder die Banken noch der Kanton Zürich oder Unique werden genügend Geld aufbringen. - Aus Sicht der SAirGroup-Gläubiger besteht die Gefahr, dass einige Gesellschaften nicht über die Runden kommen, was den Verkaufserlös markant schmälern würde. Wüthrich müsste alles Mögliche unternehmen, um diesen Wertverlust von SAirGroup-Aktiven zu verhindern. Paradoxerweise hat, neben den kaufenden Finanzinvestoren, gerade das jeweilige Management der zum Verkauf stehenden Töchter Interesse an möglichst tiefen Preisen: Finanzinvestoren verlangen vom Management in der Regel eine Beteiligung an der Transaktion. Wohlgemerkt: Der Wert vieler Unternehmen hängt davon ab, wie viele Flugzeuge von der Swissair durch Crossair übernommen werden. Zwischen 0/0 (!) und 26/26 ist alles möglich (vgl. Haupttext). - Crossair-Chef André Dosé war bislang nicht geneigt, Teile der Wartung, Informatik oder der Bodendienstleistungen im Interesse der neuen Airline zu sichern. Das könnte sich nun ändern. Gemäss Sprecher Andreas Schwander habe Dosé erkannt, dass ein Verkauf der Gesellschaften an einen nicht kontrollierbaren Investor das künftige Produkt der neuen Airline beeinträchtigen könnte. Dem Vernehmen nach werden Lösungen gesucht, um die Schweizer Teile von Swissport und SR Technics sowie Teile von Atraxis herauszulösen und für die Zukunft zu sichern. Es dürfte indes schwierig sein, Investoren für einen Betrag von weit über 500 Mio. Fr. zu finden.MD