Is this time really different?
Die Aktienbörsen erreichen neue Höchststände, und die Stimmung schwappt über. Wenn die Realität nicht mehr mit den Erwartungen Schritt hält, folgt eine Korrektur. Das lehrt der Economic Surprise Index.
Die Aktienkurse steigen wieder, der US-Leitindex S&P 500 hat gestern zum ersten Mal seit 2007 die Marke von 1500 geknackt. Dieses Mal ist die Rally ganz bestimmt nicht vom Schwergewicht Apple angeführt, wie das im Sommer noch der Fall war. Im Gegenteil, der Markt steigt, auch wenn Apple tauchen.
Die Aussichten für Börse und Konjunktur haben sich in der Tat verbessert: Die US-Wirtschaft ist nicht über die Fiskalklippe gestürzt. Es scheint, als wären die Fronten zwischen Republikanern und Demokraten weniger verhärtet als befürchtet. Gewisse Steuererhöhungen werden zwar nicht zu verhindern sein. An den grossen Fiskalschock oder gar einen Default wegen des Erreichens der Schuldenobergrenze glauben heute aber nur noch wenige. Auch die Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerumfragen (PMI) zeigen eine Wende zum Besseren an. Der PMI für das verarbeitende Gewerbe in China notiert wieder über der kritischen Grenze von 50, was auf eine Akzelerierung des Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik hindeutet. Chinas harte Landung? Damit kann man heute keine Investoren mehr erschrecken. Das Gleiche gilt für die Eurozone: Viele Länder im Süden stecken zwar tief in der Rezession, doch die Angst vor einem chaotischen Auseinanderbrechen der Währungsunion ist – Draghi sei Dank – dem Euro-Optimismus gewichen. Auf einmal sind die Anleihen der Peripherieländer wieder gefragt, die Renditen der spanischen zehnjährigen Anleihen sind seit Mario Drahgis Ankündiung, alles Nötige für den Euro zu tun, von 7,6 auf derzeit 5% gefallen.
Die Börsen haben all das schon längst vorweggenommen. Die Frage ist, ob sie nicht schon zu weit davongelaufen sind und nicht schon bald auf den Boden der Realität zurückkommen oder ob die Konjunktur der Börsenlage folgt und nun richtig in Fahrt kommt.
Doch die Luft wird dünner, und es häufen sich die Anzeichen, die nichts Gutes verheissen. Erstens sind Privatanleger so bullish wie selten zuvor. Das zeigt die Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII). -

Quelle: Bloomberg, AAII
Wenn der Indikator mehr als eine Standardabweichung über dem langjährigen Durchschnitt liegt, dann gilt es aufzupassen. Das letzte Mal, als die Stimmung so gut war, kam nur wenig später die Ernüchterung. Das war im Februar vor einem Jahr und davor Anfang 2011.
Wenn der Optimismus grassiert, führt schon die kleinste Negativmeldung zur Enttäuschung. Der Markt ist daher anfälliger für Korrekturen. In den vergangenen Korrekturen war jedoch die Stimmung nur eine notwendige, nicht aber die hinreichende Bedingung für einen Kurseinbruch. Ein weiteres Merkamal der beiden vergangenen Rückschläge im Mai 2012 und im Sommer 2011 war eine Reihe US-Makroindikatoren, die die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten. Diese Überraschungen und Enttäuschung misst der Economic Surpise Index von Citigroup. Wenn die Makrodaten besser sind als die Erwartungen, dann steigt er, wenn sie enttäuschen, fällt er. Der Index ist nun von über 50 auf unter null gefallen. Die letzten beiden Male, als der Suprise-Index von weit oben auf unter null fiel, war Ende April 2012 und Anfang Mai 2011. Was danach geschah, zeigt dieser Chart.

Quelle: Bloomberg
Wenn sich die Geschichte nur im Geringsten reimt, sieht das gar nicht gut aus für die Aktienbörsen. Und Apple ist nur ein Vorgeschmack. Es bleibt zu hoffen, dass es dieses Mal anders ist.
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