Kapitalerhöhung – Auffällige Kursbewegungen
Helvetia Patria nutzt die Gelegenheit, um sich mit frischem Kapital auszustatten.
Helvetia Patria nutzt die Gelegenheit, um sich mit frischem Kapital auszustatten. Die Marktlage für die Emission von 2,36 Mio. Aktien im Wert von 295 Mio. Fr. beurteilt Erich Walser, Verwaltungsratspräsident und Vorsitzender der Geschäftsleitung, als ausgesprochen günstig. Die Assekuranzbranche habe die ärgste Kapitalnot erfolgreich hinter sich gebracht. Im neuen Jahr könnte es jedoch zu einer «zweiten Welle» erhöhter Kapitalnachfrage kommen, weil sich die Unternehmen auf die anspruchsvoller werdenden Eigenmittelvorschriften in der EU und der Schweiz vorbereiten müssten (Stichworte sind Solvency II und Swiss Solvency Test). - Als mittelgrosse Gesellschaft, die unter Investoren weniger leicht Aufmerksamkeit gewinnen kann, will Helvetia Patria rechtzeitig am Markt auftreten. Bereits im Mai 2003 bewilligte die Generalversammlung die Schaffung von genehmigtem Kapital, und somit ist ein zügiges Vorgehen möglich. Die Aktionäre werden ein Bezugsrecht für jede Aktie erhalten, die am Bezugsrechtsstichtag vom 29.November 2004 in ihrem Besitz ist. Pro acht Bezugsrechte stehen ihnen drei neue Aktien zu. Der Emissionspreis beträgt 125 Fr., woraus sich im Vergleich zum Kurs von 170 Fr. vom 24.November (Stichtag für das Pricing) ein Abschlag von 26,5% ergibt. Die Bezugsrechte im theoretischen Wert von 12.27 Fr. werden an der SWX vom 30. November bis zum 7. Dezember gehandelt und können am darauf folgenden Tag bis zum Mittag ausgeübt werden. Die Federführung der Transaktion hat die Credit Suisse First Boston. Co-Manager sind die Bank Vontobel und die Raiffeisenbank, was nicht erstaunt, gehören doch die beiden Institute zusammen mit der Patria Genossenschaft zum Aktionärspool der Helvetia-Patria-Holding, der 45% des Aktienkapitals hält. Der bescheidene Anteil des Streubesitzes (Free float) soll im Zug der Kapitalerhöhung auf 49,5% erhöht werden. Unverändert strebt das Unternehmen ein profitables Wachstum an und will die bewährte Kombination des Nichtleben- mit dem Lebensversicherungsgeschäft beibehalten. Die frischen Mittel soll für den Zukauf von Versicherungsportefeuilles genutzt werden sowie um das organische Wachstum mit dem notwendigen Eigenkapital zu unterlegen. Da die Eigenkapitalausstattung im Branchenvergleich bisher eher knapp war, ist der Schritt zu begrüssen. Mit einer Dividendenrendite von gegenwärtig fast 3% (vgl. Tabelle) sind die Titel ein Engagement wert, wenn auch die Kursfantasie beschränkt bleiben dürfte. - Irritierend sind hingegen die heftigen Kursverluste und das hohe Handelsvolumen im Vorfeld der Ankündigung (vgl. Grafik): CEO und VR-Präsident Walser bezeichnet sie als «ärgerlich». Dass Insider-Spekulationen im Spiel sein könnten, schliesst er so sicher aus, «wie man in einem solchen Fall sicher sein kann». Die SWX beobachtet die Transaktionen, hat bis Freitag aber kein Dossier zum Fall eröffnet. JB