Kaufangebot für irische Airline – Regierung lehnt Übernahme ab
Wenige Tage nach dem Börsengang liegt der teilprivatisierten irischen Fluggesellschaft Aer Lingus ein Übernahmeangebot vom grössten europäischen Billigflieger Ryanair vor.
Wenige Tage nach dem Börsengang liegt der teilprivatisierten irischen Fluggesellschaft Aer Lingus ein Übernahmeangebot vom grössten europäischen Billigflieger Ryanair vor. Unmittelbar nach dem Börsendebüt am Montag hatte Ryanair begonnen, Anteile an Aer Lingus zu kaufen. Als Ryanair im Besitz von 16% der Aktien war, offerierte sie am Donnerstag 2.80 Euro für einen Aer-Lingus-Titel oder 1,48 Mrd. Euro. Das Angebot liegt 27% über dem Emissionspreis und ist 12% höher als der Schlusskurs vom Mittwoch. - Sowohl Aer Lingus als auch die irische Regierung, die weiterhin 28,3% an der ehemaligen Staatsairline hält, haben das Angebot abgelehnt und den Anlegern empfohlen, die Offerte zu ignorieren. Der irische Regierungschef Bertie Ahern erklärte vor dem Unterhaus, die Beteiligung werde nicht verkauft, und er sprach von wettbewerbsrechtlichen Bedenken. Mit dem seit Jahren geplanten Börsengang hat sich Aer Lingus ins eigene Fleisch geschnitten. Ryanair-Chef Michael O’Leary hatte bereits vor geraumer Zeit ein Auge auf den Konkurrenten geworfen. Nun wurde ihm Aer Lingus auf dem Silbertablett präsentiert. O’Leary gibt sich kämpferisch und stellt klar: «Mit 50,1% sind wir zufrieden». - Der US-Broker Merrill Lynch sieht in einer Übernahme Risiken für Rynair wie die Regierungs- und Mitarbeiterbeteiligung, die Reaktion der Gewerkschaften, die Zukunft der Start- und Landeplätze im Londoner Flughafen Heathrow sowie regulatorische Probleme. Doch im Endeffekt rechnet Merrill Lynch nicht mit einem Gegenangebot eines Konkurrenten und glaubt an den Erfolg der Transaktion, wenn auch zu einem höheren Preis als bisher geboten. - Ryanair hat klargestellt, dass Aer Lingus unter dem alten Namen weitergeführt werden soll. Zusammen würden die beiden Gesellschaften 45 Millionen Passagiere pro Jahr befördern und in Irland 75% des Marktes kontrollieren. Für Ryanair, die bisher nur Flugziele in Europa und Marokko bedient, wäre dies der Einstieg in den Transatlantikverkehr. Aer Lingus fliegt Ziele in den USA sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten an.Jan Schwalbe, London