LafargeHolcim: «Kein Bedarf für weitere Veränderungen»
Gérard Lamarche, der Verwaltungsrat von LafargeHolcim und Vertreter von Grossaktionär Groupe Bruxelles Lambert (GBL), sieht den Zementkonzern auf Kurs.

Die Umsetzung der Strategie verlaufe planmässig, sagt Gérard Lamarche, Managing Director von GBL, über die Entwicklung von LafargeHolcim.
Herr Lamarche, GBL ist der zweitgrösste Aktionär von LafargeHolcim. Wie beurteilen Sie den Leistungsausweis 2015 des Zementkonzerns? - 2015 war ein Übergangsjahr. Der Nutzen, der sich aus der Fusion ergibt, konnte erst teilweise materialisiert werden. Deshalb sind die Ergebnisse noch nicht zufriedenstellend. Sie spiegeln das schwierige Marktumfeld, in dem sich die ganze Branche befindet. Märkte von LafargeHolcim wie China und Brasilien sind zudem besonders stark vom wirtschaftlichen Abschwung betroffen. Die beträchtlichen Währungsabwertungen hatten ebenfalls Einfluss auf das Ergebnis.
Sind die Ziele der Fusion in diesem Umfeld realistisch? - Die aktuellen Schwierigkeiten stellen die industrielle Logik der Fusion keineswegs in Frage. Im Gegenteil: Das jetzige Umfeld bestärkt uns in unserer Einschätzung. Die Branche ist sehr zyklisch. Der neue Konzern ist besser aufgestellt als die beiden Vorgängerunternehmen für sich allein. Synergien können erreicht werden, da sie nicht vom wirtschaftlichen Umfeld abhängig sind, und das Management hat sie durch Kostensenkungen, Refinanzierungen, Restrukturierungen und die Senkung der Investitionen unter Kontrolle.
Die insgesamt enttäuschende Entwicklung bestärkt die Skeptiker. Inwiefern entwickelt sich LafargeHolcim plangemäss? - Die ersten Vorteile der Fusion machen sich bemerkbar, wie die veröffentlichten Ergebnisse beweisen. Die Umsetzung der Strategie verläuft planmässig. Die Zahlen des vierten Quartals zeigen eine markante Verbesserung des Free Cashflow und höhere Synergien als erwartet.
Der geplante Verkauf von gewissen Anlagen verzögert sich jedoch. - Ein Drittel des Programms zum Verkauf von Unternehmensteilen ist bisher abgesichert. Die aus dem Aktionsplan resultierende geringere Verschuldung und der stärkere operative Cashflow werden ab dem Jahr 2016 deutlich sichtbar werden. Im Ergebnis sollte die angestrebte Nettoverschuldung, die Ende 2015 noch bei 17,3 Mrd. Fr. lag, etwa 13 Mrd. Fr. betragen. Die überschüssige Liquidität, die nicht nötig ist, um das BBB-Rating halten zu können, wird durch Dividenden und Aktienrückkäufe sukzessiv an die Aktionäre zurückgeführt werden.
GBL hat in den rund zehn Jahren als Lafarge-Aktionär netto praktisch nichts verdient und seit der Fusion nur verloren. Damit können Sie nicht zufrieden sein, oder? - GBL ist ein engagierter professioneller Aktionär. Wir managen unser Portfolio von Beteiligungen unabhängig von kurzfristigen Aktienkursschwankungen. LafargeHolcim bietet zudem eine attraktive Dividendenrendite und ein erhebliches Wertsteigerungspotenzial, das durch die Umsetzung des Mergers erschlossen werden soll. Unsere Rolle bedeutet auch, dass wir im Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre Ruhe bewahren. Wir können dies umso besser, als wir im Verwaltungsrat und in seinen verschiedenen Ausschüssen vertreten sind. Wir halten das für ein gesundes Governance-Modell.
Das 6 ½%-Aktienpaket der russischen Eurocement, das kürzlich verkauft wurde, hätte Sie unter diesem Aspekt interessiert? - Als Holdinggesellschaft muss GBL eine gewisse Diversifikation ihres Portfolios aufrechterhalten. LafargeHolcim ist mit einem Wert von 2,5 Mrd. Fr., was Ende 2015 fast 20% des Portfolios entsprach, bereits die grösste Position im Portfolio. Wir werden damit in vollem Umfang vom hohen Aktienkurspotenzial profitieren.
Wie interpretieren Sie die Kursentwicklung von LafargeHolcim? - Die Kursentwicklung kann weitgehend mit dem schwierigen makroökonomischen Umfeld erklärt werden. Die Schwellenländer wie China und Russland entwickeln sich zurzeit enttäuschend. Zudem bestehen weltweit Überkapazitäten im Zementsektor. Sie werden verschwinden, wenn das Wachstum zurückkommt.
Hat das Management zu zögerlich auf den Abschwung reagiert? - Keineswegs. LafargeHolcim hat entschlossen die Kapazitäten in diesen schwierigen Märkten abgebaut. In China wurden sechs Anlagen geschlossen, in Russland eine. Preiserhöhungen wurden ebenfalls rasch umgesetzt, um die Auswirkungen von Währungsabwertungen an verschiedenen Standorten auszugleichen.
Braucht es weitere Führungswechsel, um den Turnaround zu erreichen? - Wir sehen keinen Bedarf für weitere Veränderungen. Am Investorentag im Dezember wurden die Ziele und die Massnahmen für 2016 und 2017 vorgestellt. Der Strategieplan ist klar, und die ersten Erfolge im Integrationsprozess zeigen, dass das Management nun zu liefern beginnt.
Die Fusion scheint noch keine gemeinsame Unternehmenskultur geschaffen zu haben. Gerade im Verwaltungsrat gilt unverändert die Regel, sieben Vertreter von Holcim und sieben von Lafarge. - Der Verwaltungsrat spiegelt die Fusion, eine gleichwertige Vertretung ist daher logisch. Fünf VR-Mitglieder repräsentieren die Grossaktionäre und konzentrieren sich auf die Wertschöpfung, der restliche Verwaltungsrat besteht aus sehr erfahrenen und qualifizierten, internationalen, nicht geschäftsführenden Mitgliedern. Die Grossaktionäre haben ein gemeinsames Interesse am Erfolg von LafargeHolcim. Dazu gehört, die besten Leute anzuziehen, zu motivieren und zu halten. Wir sind zufrieden, dass das Unternehmen seine Teams auf allen Ebenen verstärkt.
Eine andere Grossinvestition von GBL ist SGS, mit einem Anteil von 15%. Was zieht Sie in die Schweiz? - Nicht aus Zufall liegt ein Drittel unserer Investments in der Schweiz. Wir schätzen die wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen, die Stabilität und die hohe Konkurrenzfähigkeit des Standorts sehr. Dieses attraktive Umfeld ermöglicht und erleichtert die Entwicklung von global führenden Unternehmen.
Sie sitzen als GBL-Vertreter im Verwaltungsrat von SGS. Wie beurteilen Sie das Unternehmen? - Wir investieren nur, wenn wir vom Wertschöpfungspotenzial überzeugt sind und eine angemessene Vertretung im Verwaltungsrat zugesichert bekommen. SGS ist eines der wenigen Unternehmen, die Jahr für Jahr wachsen. 2015 zeigte eine robuste Entwicklung angesichts der schwierigen Märkte insbesondere im Rohstoffsegment. Das Managementteam unter dem neuen CEO Frankie Ng leistet gute Arbeit. Die operative Performance und der starke Mittelzufluss gepaart mit einer niedrigen Verschuldung ermöglichen eine attraktive Rendite für den Aktionär mit Dividenden und Aktienrückkäufen.
Seit dem Einstieg von GBL haben sich die Aussichten für SGS allerdings eingetrübt. Haben Sie zu viel bezahlt? - 2013 haben wir die Gelegenheit ergriffen, mit SGS in ein Unternehmen zu investieren, das in einem äussert attraktiven und zersplitterten Markt Weltmarktführer ist, und wir haben eine zufriedenstellende Vertretung im Verwaltungsrat erhalten. Der damals bezahlte Preis reflektiert diese Umstände. Unser Investment brachte in den letzten drei Jahren einen mittleren einstelligen Ertrag pro Jahr. Die bemerkenswerte Performance des Unternehmens bestätigt unsere positive Einschätzung.
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