Was die herstellende Industrie schon lange auf Trab hält – aggressive globale Konkurrenz, Kosten- und Margendruck, Zwang zur Rationalisierung und zur Fokussierung –, hat mit Verzögerung auch den Finanzsektor erreicht. Dieser blieb lange unbehelligt, eine gut geölte Maschine, bis nach der Finanzkrise 2007/2008 der Regulator die Latte höher legte und vom fortschreitenden technologischen Wandel auch die Finanzbranche erfasst wurde.
Wie auf den strukturellen Wandel, auf die disruptive Innovation, wie das Schlagwort für den generellen Umbruch unserer Zeit heisst, reagieren? Disruptiv, also zerstörerisch, klingt übertrieben; nicht alles, was Vermögensverwalter und Asset-Manager bisher getan haben, ist schlecht. Die Betonung liegt auf dem innovativen Teil, auf der Aufforderung, sich in dem sich verändernden Umfeld den Chancen zuzuwenden.
Die Digitalisierung als Chance sehen
Was die Regulierung und die damit einhergehenden enormen Kosten betrifft, die die Branche zu stemmen hat, zeichnet sich eine gewisse Entspannung ab. So beweist in der Schweiz die Aufsicht mit gemässigten Auflagen für rein national tätige Akteure und Fintech-Unternehmen Augenmass.
Keine Kompromisse erlaubt hingegen die Digitalisierung. Das allein schon, weil eine neue Generation von Kunden heranwächst, die mit Social Media, mit Online-Leistungen wie E-Commerce, Streaming und Apps für alles, was im Leben wichtig ist oder wichtig erscheint, auf Du und Du steht. Neues Denken hält mit dem Generationenwechsel aber auch unter den Anbietern Einzug, in Stiftungsräten, Anlagekomitees, ja selbst bei klassischen Asset-Managern, die im Idealfall versuchen, Tradition und Moderne, persönlichen Kontakt und digitale Leistung, zu vereinen. Keine Angst vor der neuen Finanztechnologie. Selbst die von manchen Branchenvertretern als lästig, weil zu teuer und wenig nutzbringend kritisierten verschärften Compliance-Vorschriften lassen sich heute digital umsetzen.
Regulierung und Digitalisierung sind konkrete Vorgänge. Ihre Entwicklung ist fassbar, Kosten und Nutzen lassen sich ziemlich genau kalkulieren. Nicht so die Finanzmärkte. An den Anlagemärkten sind nur zwei Dinge gewiss: dass niemand die Zukunft kennt und dass es so wie in den vergangenen acht Jahren der Hausse an den Bond- und den Aktienmärkten nicht mehr lange weitergehen kann.
Inflation ist nicht tot
Alle wissen es, und trotzdem hat man sich auf ihre kurssteigernde Wirkung verlassen und tut es grösstenteils heute noch: die historisch einmalige, ultralockere Geldschöpfung der Notenbanken. Damit hat es je länger, je mehr ein Ende.
Zinsen nahe am Nullpunkt, billige Rohstoffe und stagnierende Löhne und Preise passen schlecht ins Bild einer Wirtschaft, die wieder Tritt gefasst hat und synchron rund um den Erdball wächst. Auf dem Boden einer anhaltend guten Konjunktur wird Inflation spriessen, steigende Rohstoffnotierungen sind ein Vorbote davon. Die Zentralbanken könnten gezwungen sein, die geldpolitische Normalisierung stärker voranzutreiben, als ihnen und den Märkten lieb ist. Die Rechnung ist einfach: Eine Zinsverteuerung um einen Prozentpunkt verursacht dem Swiss Bond Index einen Verlust von 7%. Das würde auch Immobilien und zumindest kurzfristig Aktien zusetzen.
Was hilft, ist stringentes Risikomanagement. Nicht Gewinne maximieren, sondern Verluste minimieren, diversifizieren und absichern. Das bleibt auch in Zukunft das beste Rezept.
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Kein Selbstläufer mehr
Die grösste Klippe für Asset-Manager sind nicht Digitalisierung und Regulierung. Es ist die Performance, denn der monetäre Schub lässt nach. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Hanspeter Frey.