-
Als ehemalige Pflichtverteidigerin musste sich Ketanji Brown Jackson Vorwürfe anhören, sie hätte Sympathie für Kriminell.
Diese Frau hat jetzt schon Geschichte geschrieben. Ketanji Brown Jackson ist die erste Afroamerikanerin, die von einem US-Präsidenten für den Einsitz im Obersten Gericht der USA, dem Supreme Court, vorgeschlagen wurde. Diese Woche wurde sie von der zweiten Kammer des US-Parlaments befragt. Der Senat stimmt über alle Kandidaten des Präsidenten für höhere Staatsämter ab. Und auch wenn die Regierungspartei, die Demokraten, hier nur eine Stimme Mehrheit hat, dürfte Jacksons Wahl in einigen Tagen nichts mehr im Wege stehen.
Zum einen, weil sie einen tadellosen Leistungsausweis, einen «hohen Charakter und beeindruckenden Intellekt» als Richterin am Berufungsgericht der Hauptstadtregion an den Tag legte. Das sagte ihr konservativer Richterkollege Thomas Griffith vor dem Senat. Szenen wie 2018 bei der Anhörung des Kandidaten Brett Kavanaugh gab es nicht. Damals warf ihm eine Zeugin sexuellen Missbrauch vor. Zum anderen wusste Jackson vorbildlich, wie man den Eiertanz einer solchen Senatssitzung vollführt: «Herzlich und weitgehend substanzfrei», wie die «New York Times» es beschrieb. «Ich weiss, dass meine Rolle als Richterin begrenzt ist», sagte Jackson, «dass die Verfassung mich nur ermächtigt, über Fälle und Kontroversen zu entscheiden, die ordnungsgemäss dargestellt werden.»
Ehemalige Pflichtverteidigerin
Dennoch ist die einundfünfzigjährige Mutter zweier Töchter anders als ihre zukünftigen acht Kollegen des Supreme Court. Bevor sie Richterin wurde, arbeitete Jackson unter anderem als Pflichtverteidigerin. Ihr wurden Angeklagte zugewiesen, die sich einen Anwalt nicht leisten konnten: die Ärmsten der Gesellschaft oder auch Terrorverdächtige in Guantanamo Bay. Jackson schrieb Artikel über die Ungerechtigkeit im Justizsystem und war Mitglied einer Kommission, die sich dafür einsetzte, die Masseninhaftierung zu reduzieren. In keinem anderen Land sitzt ein derart hoher Prozentsatz der Bevölkerung hinter Gittern wie in den USA.
Leser-Kommentare
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.