Künftig Energiedienst Holding – Doppelte Dividende – Interesse an Verbleib in SPI – Titel stattlich bewertet
Die Gruppe um das Kraftwerk Laufenburg hat sich 2002 erheblich verändert.
Die Gruppe um das Kraftwerk Laufenburg hat sich 2002 erheblich verändert. Der Vorschlag an die Generalversammlung, statt als KWL künftig als Energiedienst Holding, kurz ED, zu firmieren, ist daher folgerichtig. Im Berichtsjahr wurde das Puzzle aus dem KWL und der deutschen Schwestergesellschaft Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR) vereinfacht. Das KWL übernahm die KWR ganz und übertrug ihr Netze und Kunden; die in Energiedienst umbenannte Tochter ist nun für Netzbetrieb und Stromverkauf allein zuständig. Ausserdem besitzt die Holding den Ökostromhändler Natur Energie sowie 75% der Watt Deutschland; mit diesen zwei Gesellschaften bearbeitet ED Segmente des liberalisierten deutschen Strommarkts ausserhalb des Netzgebiets. - Die Jahresrechnung enthält sechs Monate Konsolidierung von KWR sowie von Watt Deutschland. Zudem beeinflussten Beteiligungsverkäufe (Engadiner Kraftwerke, Kernkraftwerk Leibstadt, CKW, EGL) an die Watt-Gruppe das Finanzergebnis positiv. Ein Vorjahresvergleich von Erfolgsrechnung und Bilanz ist aus diesen Gründen wenig aussagekräftig. - Zusätzlich zur unveränderten Dividende von 8 Fr. soll ein Bonus in gleicher Höhe ausgeschüttet werden, um die Aktionäre an den aus dem Verkauf der Schweizer Beteiligungen enstandenen Buchgewinnen teilhaben zu lassen. Daher wird auch der Ausübungspreis der Option zum Erwerb einer KWL-Aktie von 370 auf 362 Fr. reduziert, um dem Verwässerungsschutz der Option zu gewährleisten. - Die Entflechtung aus der Watt-Gruppe wurde mit dem am 20. Januar 2003 vollzogenen Verkauf der KWL-Mehrheit von 76,6% an Energie Baden-Württemberg abgeschlossen. Nachdem die Kreissparkasse Biberach eine Beteiligung von 5,1% an KWL gemeldet hatte, kündigte die SWX Swiss Exchange vergangenen Montag an, KWL würden aus dem Swiss Performance Index SPI gestrichen, weil die Mindestschwelle von 20% Anteil an frei handelbarem Material unterschritten sei (vgl. FuW Nr. 18 vom 5. März). Das allerdings kommt dem KWL «gar nicht gelegen», wie Geschäftsleitungsmitglied Martin Steiger sagte. Die künftige ED-Gruppe sei interessiert an einem Verbleib der Papiere – die an der Generalversammlung in Namenaktien umgewandelt werden sollen, verbunden mit dem aktionärsfreundlichen Angebot der Gratisverwahrung – im SPI. - EnBW, an der der französische Staatsmonopolist EDF 34,5% hält, werde seine Beteiligung nicht unter die Kontrollmehrheit von zwei Dritteln senken. Sollte die EnBW plangemäss auf die Ausübung der Option verzichten, so würde die Quote auf rund 71% sinken, womit der erforderliche Free float wieder erreicht wäre. - Die ED-Gruppe könnte sich 2003 erneut verändern. EnBW könnte der ED Netze im südbadischen Raum sowie Beteiligungen an Hochrheinkraftwerken verkaufen. Die Transaktionen befinden sich in Vorbereitung. EnBW kann einen Mittelzufluss sehr wohl gebrauchen, aber ED will überrissenen Konditionen widerstehen. Freilich kann auch ED vom EnBW-Verbund profitieren, indem das Produkt Natur Energie zur Ökomarke des Konzerns und über dessen bundesweite Kanäle vertrieben wird. - Die Geschäftsleitung tut sich mit Prognosen für 2003 schwer. Nicht nur will man, wie erwähnt, im Netzgeschäft und im Wasserkraftpark expandieren; es sind die Tochtergesellschaften erstmals ganzjährig zu konsolidieren und in vollem Umfang Goodwillabschreibungen und Neubewertungsreserven zu verbuchen. Wir rechnen sehr vorsichtig mit einem Gewinn von rund 30 Mio. Euro. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 sind die Titel im Branchenvergleich stattlich bewertet.MR