Konjunkturerholung lässt auf sich warten
Die Renditedifferenz zwischen dem langen und dem kurzen Ende ist in den letzten zwei Monaten nochmals deutlich gestiegen.
Die Renditedifferenz zwischen dem langen und dem kurzen Ende ist in den letzten zwei Monaten nochmals deutlich gestiegen. Die Drehung fand im Bereich der dreijährigen Anleihen statt. Während die Verzinsung langjähriger Anleihen annähernd 40 Basispunkte (Bp) stieg, reduzierten sich die Zinsen am kurzen - Ende nochmals fast 40 Bp. - Zu Beginn des Jahres war die Zinskurve leicht invers und konnte einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie Prognosen zur Konjunkturentwicklung ermöglicht. Viele Investoren haben damals die Duration verlängert, da sie wegen der unbefriedigenden Konjunkturaussichten sinkende Zinsen erwartet haben. Einmal mehr realisierten sich die in einer inversen Zinskurve pessimistischen Erwartungen der Investoren mit rund sechs- bis neunmonatiger Verspätung. - Ein Jahr später sehen wir uns einer deutlich steileren Zinskurve gegenüber. Die Differenz zwischen zehnjährigen Anleihen der Eidgenossenschaft und dem Dreimonatsgeldmarktsatz ist im Jahresverlauf rund 160 Bp gewachsen. Die jüngsten Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) konnten wegen gestiegener Inflationserwartungen und besserer Konjunkturaussichten keinen Rückgang der langfristigen Zinsen mehr bewirken. - Obwohl die Differenz zwischen kurz- und langfristigen Zinsen weit von den historischen Höchstständen entfernt ist, dürfte die verhältnismässig ausgeprägte Steilheit der Zinskurve eines der sichersten Anzeichen für eine Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr 2002 sein. - Auch wenn wir mittelfristig nochmals mit höhere Zinsen am langen Ende rechnen, gehen wir kurzfristig von einer Konsolidierungsphase am Frankenkapitalmarkt aus, da der jüngste Zinsanstieg allzu schnell und heftig ausgefallen ist. Für die Implementierung einer Barbell-Strategie, die unter konstanter Duration und einer Verflachung der Zinskurve überdurchschnittliche Erträge ermöglicht, ist die Kurve noch nicht steil genug. - Risikobewusste Investoren können eine moderate Übergewichtung von Eurobonds in Erwägung ziehen, da nicht nur Zins-, sondern auch Währungsüberlegungen hierfür sprechen. Kurse um 1.50 Fr./ Euro sollten im nächsten Jahr möglich sein. - Wegen der sich bessernden Konjunktur sollten auch die Risikoprämien in der Schweiz, in Europa und in den Vereinigten Staaten weiter rückläufig sein, obwohl der Höchststand der Zahlungsausfälle (Defaults) noch weit entfernt sein dürfte. In der Regel sinken diese Risikoprämien deutlich, bevor die Zahl der Bankrotte die Spitze erreicht.Bank Leu