Konsumentenvertrauen nimmt ab – Corus streicht erneut Arbeitsplätze Spirent ziehen Marconi mit in die Tiefe
Der britische Aktienmarkt konnte sich trotz seiner zahlreichen defensiven Werte der weltweiten Baisse nicht entziehen.
Der britische Aktienmarkt konnte sich trotz seiner zahlreichen defensiven Werte der weltweiten Baisse nicht entziehen. Der FTSE-100-Index büsste in der Berichtswoche 2,4% auf 5338,6 ein. Die zehnjährigen Gilts rentierten am Freitag 4,84% oder acht Basispunkte weniger als vor einer Woche. - Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA und Kontinentaleuropa unterstreichen die generell schwache konjunkturelle Verfassung. Diesem Trend trotzte Grossbritannien bisher erfolgreich. Doch zunehmend mehren sich die Indizien, dass auch die Britischen Inseln vom weltweiten Abschwung nicht verschont bleiben. Im Juli sank das Vertrauen der Konsumenten auf den tiefsten Stand seit der Asienkrise im Herbst 1998. Die Ausgaben der Haushalte bleiben indes hoch. Die Konsumenten gönnen sich im Verhältnis zu ihrem Einkommen mehr als je zuvor. - Die verarbeitende und vor allem im Exportbereich tätige Industrie spürt die Flaute schon länger. Europas zweitgrösster Stahlkonzern Corus (–3,7% auf 64 p) ist deshalb in Grossbritannien daran, 11000 Stellen sowie ein Fünftel der Kapazitäten abzubauen. Doch das reicht offenbar noch nicht. Das in den 15 Monaten per Ende 2000 einen Verlust von 1,35 Mrd.£ einfahrende Unternehmen setzt nun auch im niederländischen Werk Ijmuiden den Rotstift an. 15% der 10000 Arbeitsplätze sollen bis 2004 gestrichen werden. - Die seit Monaten unter Druck stehenden Technologiewerte büssten im Sog des schwachen Nasdaq erneut Terrain ein. Angesichts des jüngsten Kursrückgangs dürfte der Ausschluss von Marconi (–18,2% auf 51,75 p) aus dem Footsie besiegelt sein. Fast 18% verloren am Donnerstag Spirent (–10,2% auf 125 p), nachdem die in der Netzwerküberwachung tätige Gesellschaft einen schlechten Halbjahresausweis vorgelegt und vor weiteren Schwierigkeiten gewarnt hatte. Die Zunahme des operativen Gewinns auf 73,6 (52,8) Mio.£ wurde durch ausserordentliche Abschreibungen von 266 Mio.£ getrübt. Der Restrukturierung fallen in den USA 500 Arbeitsplätze zum Opfer. - Von einem guten Semesterabschluss (vgl. Seite 45) profitierten Rentokil Initial (+3,8% auf 249p). Weil das Dienstleistungsunternehmen aber erneut nur einen Tag vor der Veröffentlichung eigene Titel im grossen Stil zurückkaufte, hat die Börsenaufsichtsbehörde FSA eine Untersuchung eingeleitet. - Weniger erfreulich fiel das Halbjahresergebnis von Schroders (–3,6% auf 840p) aus. Der britische Fondsmanager und Pensionskassenverwalter verlor im ersten Semester Kunden und erzielte einen 68% geringeren Gewinn. Mit dem überraschenden Rücktritt von CEO David Salisbury, der vom Verwaltungsrat dazu «aufgefordert» wurde, haben die Spekulationen wieder Nahrung erhalten, dass das Traditionsunternehmen doch noch von einem Grossen der Branche übernommen wird (vgl. Seite 37). Am nächsten Dienstag werden das Reedereiunternehmen P&O sowie die Dienstleistungsgruppe Serco ihre Interimsabschlüsse veröffentlichen.VM