Die Überraschung ist gelungen: Zum ersten Mal seit der Finanzkrise konnten sich die Opec-Staaten am Mittwochabend zu einer Beschränkung der Fördermenge durchringen. Der Ölpreis stieg in der Folge zwischenzeitlich fast 6%. Die Aktienmärkte jubilierten.
Lange sah es auch beim diesjährigen Internationalen Energieforum (IEF) nicht danach aus, als würde es zu einer Einigung kommen . Doch nach zweieinhalbjährigen Verhandlungen sei der Organisation der ölexportierenden Staaten (Opec) damit eine «aussergewöhnliche Entscheidung» gelungen, verkündete der iranische Ölminister Bidschan Sanganeh nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Das Kartell habe das Steuer nicht aus der Hand gegeben, wie in den vergangenen Monaten oft zu lesen war.
Die angekündigte Drosselung der Fördermenge um 0,5 bis 1 Mio. Fass pro Tag entspricht einer Einfrierung auf dem Niveau vom Juni 2016. Mit täglich 33,2 Mio. Fass produzieren die Kartellstaaten derzeit knapp ein Drittel des weltweiten Angebots. Tatsächlich könnte das zu einem Preisanstieg von 7 bis 10 $ je Fass führen, schätzt Goldman Sachs.
Hat die Opec damit die Preiskontrolle zurückerlangt? Das ist zu bezweifeln.
Bisher sind nur die Umrisse der Massnahmen festgelegt worden. Welche Länder ihre Produktion um wie viel zurückfahren, soll beim nächsten Treffen der Opec-Staaten im November beschlossen werden. Unklar ist insbesondere, wie der Iran miteinbezogen werden kann. Teheran hatte sich bis anhin explizit gegen Förderbeschränkungen gewehrt.
Zudem bleibt abzuwarten, ob allfällige Pläne tatsächlich umgesetzt werden. In der Vergangenheit haben die Opec-Produzenten wiederholt Quotenregelungen gebrochen – insbesondere wenn die Nachfrage hoch war. Seit 2014 haben sich die Mitgliedstaaten mehr auf die Ausweitung der Marktanteile konzentriert als darauf, den Preis zu stabilisieren.
Und die Macht des Kartells ist auf einem historischen Tief. Die politischen Spannungen zwischen den Mitgliedern sind schwer zu überbrücken. Der Graben zwischen Saudi-Arabien – dem weltweit grössten Förderer – und dem Iran ist in den vergangenen Monaten noch tiefer geworden.
Nutzniesser der gegenwärtigen Situation könnten die USA sein. Mit der jüngsten Ankündigung haben die Opec-Staaten ihre Absicht, die US-Schieferölförderer mit einem tiefen Preis aus dem Markt zu drängen, faktisch aufgegeben.
Steigt der Ölpreis nun, könnten die US-Produzenten die Lücke füllen und das Angebot praktisch über Nacht erhöhen. Die unkonventionelle Förderung ist zwar teurer, aber auch deutlich flexibler als die herkömmliche. Dagegen wirkt die jüngste Ankündigung der Opec unkonkret und kraftlos.
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Kraftlose Opec
Die Einigung des Ölkartells zur Begrenzung der Fördermenge hat die Märkte überrascht. Dass es damit die Preiskontrolle zurückerlangt, ist zu bezweifeln. Ein Kommentar von FuW-Redaktorin Gabriella Hunter.