Lädeli-King
Die Marktkapitalisierung der polnischen Handelsgruppe Eurocash hat sich seit dem Börsengang 2005 versechzehnfacht. Das soll aber erst der Anfang der Erfolgsgeschichte sein.
Für den Euro haben die gut 38 Mio. Bewohner des grössten osteuropäischen EU-Landes Polen Umfragen zufolge derzeit wenig übrig. Die Geschäfte der Handelsgruppe Eurocash (WIG: EUR, 49.63 Zloty am Dienstag, 2 Mrd. Fr. Marktkapitalisierung) entwickeln sich gleichwohl prächtig. Weil auch die EU-freundliche Regierung unter Premierminister Donald Tusk die Übernahme der europäischen Gemeinschaftswährung frühestens für 2015 projektiert, rechnet der polnische Betreiber von Cash-&-Carry-Lebensmittelläden nach wie vor in Zloty ab.
Im vergangenen Jahr steigerte das Unternehmen den Umsatz vor allem dank der Akquisition des polnischen Lebensmitteldistributors Tradis 66% auf 16,6 Mrd. Zloty (4,9 Mrd. Fr.), der Gewinn erhöhte sich 86% auf 250 Mio. Zloty. Im Jahr 2005, als sich das Unternehmen an der Börse von Warschau kotieren liess, betrug der Konzernerlös mit 1,7 Mrd. Zloty ein Zehntel der letztjährigen Einnahmen. Noch rasanter ist der Marktwert gestiegen: Er hat sich seit dem IPO versechzehnfacht. Mitte März wurden die Eurocash-Papiere erstmals in den Index der zwanzig höchstkapitalisierten polnischen Aktien, den WIG 20, aufgenommen.
Treibende Kraft hinter dem Aufstieg ist CEO Luis Amaral. Der Portugiese, der mit einer Beteiligung von 44% nach wie vor den grössten Kapitalanteil hält, hatte 2003 im Rahmen eines Management Buyout nicht nur den Mut, die Gesellschaft mit Partnern vom ebenfalls prominent im polnischen Lebensmittelhandel (Biedronka-Kette) vertretenen portugiesischen Einzelhandelskonzern Jerónimo Martins zu übernehmen. Er besass auch die Weitsicht, auf die Anziehungskraft kleiner Lebensmittelläden in Polen zu setzen.
Obwohl die polnische Bevölkerung die Wahl zwischen einer Vielzahl von ausländisch beherrschten Supermarktketten wie Tesco, Carrefour, Auchan, Real (Metro-Gruppe) und Lidl hat, können weiterhin auch kleinere unabhängige Geschäfte auf ihre Treue zählen. Amaral hat das erkannt und mit ABC einer Kette von Kleinläden zu eindrücklichem Wachstum mitverholfen. Die Inhaber von landesweit mittlerweile 5000 ABC-Geschäften – während der Gründung vor dreizehn Jahren waren es knapp 60 – sind in ein loses Franchisesystem eingebunden und profitieren in den 150 Cash-&-Carry-Filialen von Eurocash von günstigen Einkaufskonditionen.
Die Eurocash-Aktien sind auf Basis eines KGV 2013 von 22 nicht mehr günstig bewertet. Doch für den 51-jährigen Amaral geht die Erfolgsstory erst jetzt los. «Wir stehen am Anfang der Strasse», sagte er im März gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Eurocash will nicht nur in Polen expandieren, wo sich die Konjunktur in der zweiten Hälfte 2012 spürbar verlangsamt hat, dank robuster Exporte 2013 aber wieder Fahrt aufnehmen sollte. Konzernchef Amaral peilt auch einen Vorstoss in ausländische Märkte an, wie er ebenfalls Bloomberg anvertraut hat.
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