Lässt Holcim Lafarge blass aussehen?
Der Schweizer Zementhersteller dürfte ein stärkeres viertes Quartal als der französische Fusionspartner hinter sich haben. Das bessere Momentum von Holcim wird eine Debatte über das Aktientauschverhältnis entfachen.

Am Montag werden viele Holcim-Aktionäre den Jahresabschluss des Baustoffherstellers ganz genau unter die Lupe nehmen. Auch die Prognose für 2015 wird brennend interessieren. Beides wird eine neue Basis für einen Vergleich mit dem künftigen Fusionspartner Lafarge liefern und könnte die Diskussion über das vor neun Monaten abgemachte Aktientauschverhältnis befeuern.
Vordergründig ist alles in Butter. Vor zehn Monaten kamen die beiden Branchengrössten Holcim und Lafarge überein, im ersten Halbjahr 2015 zu verschmelzen. Seither ist einiges passiert: Etwa zwei Drittel der Wettbewerbsbehörden haben dem Deal zugestimmt, die Konzernleitung ist bestimmt, und Anfang Februar wurde bekannt, dass die irische CRH Aktivitäten von LafargeHolcim für einen Preis von 6,5 Mrd.€ zu übernehmen bereit ist.
Lafarge-Aktionäre sagen eher Ja
Eine bedeutende Hürde ist allerdings auf jeden Fall noch zu nehmen: Die Aktionäre beider Unternehmen müssen das Vorhaben absegnen, und zwar mit mindestens zwei Dritteln der anwesenden Stimmen. Die Holcim-Eigner werden ihr Plazet an einer ausserordentlichen Generalversammlung erteilen, die wahrscheinlich im Mai stattfinden wird.
Schon jetzt ist klar, dass es den Lafarge-Aktionären leichter fällt, Ja zu sagen. Sie profitieren mehr. Holcim hat – kurz zusammengefasst – das bessere Finanzrating, ist unter dem Strich rentabler und über alles gesehen in geopolitisch weniger heiklen Weltregionen positioniert. Jüngstes Beispiel dazu: Lafarge hat im vierten Quartal eine Wertberichtigung von 385 Mio.€ für Vermögenswerte im Irak und in Syrien vorgenommen.
Hinzu kommt, dass sich die Prognosen für den Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation) 2015 und 2016 für Lafarge viel mehr eingetrübt haben als die für Holcim – gemäss einem Report des US-Brokers Bernstein von Mitte Januar hat sich eine Schere von 11% (2015) bzw. 16% (2016) zuungunsten von Lafarge geöffnet.
Beauty Contest
Kein Wunder, gab sich Lafarge-CEO Bruno Lafont Mitte Woche einige Mühe, die Aussichten des französischen Konzerns in mildem Licht darzustellen. Er rechnet für 2015 mit einem Wachstum des Zementvolumens von 2 bis 5% und mit einem Ebitda von 3 bis 3,2 Mrd. €. Das sind 10 bis 18% mehr als im vergangenen Jahr.
Das erscheint den Bernstein-Analysten übertrieben optimistisch. Ein Blick in die Daten von Bloomberg bestätigt die Skepsis: Lafarge hat die Gewinnprognosen der Analysten seit acht Jahren nie übertroffen, Holcim immerhin vier Mal.
Während das vierte Quartal 2014 von Lafarge die Erwartungen enttäuschte, dürfte Holcim «liefern». Zum ersten Mal seit dem zweiten Quartal 2013 wird sich ein günstiger Währungseffekt einstellen. In den drei Quartalen zuvor hatte der starke Franken den Umsatz um mehr als 1 Mrd. Fr. und den Ebitda um 220 Mio. Fr. gedrückt. Für das ganze Jahr rechnen die Finanzanalysten im Durchschnitt mit einem niedrigeren Umsatz von 19,2 (i.V. 19,7) Mrd. Fr., einem Ebitda von 3,74 (3,9) Mrd. Fr. und einem Gewinn von 1,24 (1,27) Mrd. Fr.
Holcim-Prognose von 2015 könnte angepasst werden
Und 2015? Am Investorentag im November hat Holcim ein ziemlich rosiges Bild der Perspektiven gezeichnet. Der Konzern rechnete damals mit einem weltweit 5% höheren Zementkonsum (ohne China) und spürbar besseren Bedingungen in den USA, Mexiko, Indien, Indonesien und Grossbritannien. In diesen Ländern erwirtschaftet Holcim etwa ein Drittel des Betriebsgewinns. Das operative Momentum stimmt.
Insgesamt kalkulierte das Management mit einem Betriebsergebnis Ebit von 2,7 bis 2,9 (2013: 2,37) Mrd. Fr. Nach der Aufhebung des Euromindestkurses durch die SNB könnte diese Bandbreite allerdings nach unten angepasst werden.
Die komplette Historie zu Holcim finden Sie hier.»
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