Macht sich die EZB für Interventionen bereit? Rohstoffwährungen steigen kaum mehr
An der jüngsten Pressekonferenz in Basel vom letzten Montag gab der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, bekannt, dass «brutale Bewegungen» an den Währungsmärkten höchst unerwünscht wären.
An der jüngsten Pressekonferenz in Basel vom letzten Montag gab der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, bekannt, dass «brutale Bewegungen» an den Währungsmärkten höchst unerwünscht wären. In der Vorwoche kommentierte der Notenbankchef, dass der jüngste Anstieg des Euros gegenüber dem Dollar wohl schlechte Auswirkungen auf das Exportvolumen gehabt habe, dieser Effekt aber durch den globalen Aufschwung kompensiert würde. - Das bestätigt unsere Sicht, wonach das Wachstum der Eurozone auf Grund der aktuellen Stärke des Euros nicht gefährdet ist. Trotzdem, eine weitere Steigerung über die Marke von 1.30 $/ Euro würde das Argument einer fairen Bewertung der Einheitswährung auf handelsgewichteter Basis entkräften. Interventionen der europäischen Zentralbank würden in diesem Fall wahrscheinlicher. Als die EZB 2000 zum letzten Mal intervenierte, war der Euro auf handelsgewichteter Basis gut 25% unterbewertet. Heute kann man jedoch kaum von einer Überbewertung im selben Umfang ausgehen. Der Euro entspricht auf handelsgewichteter Basis dem Wert Anfang 1999. Der Dollar-Euro-Wechselkurs könnte also weiterhin steigen, falls sich die Aufwertung in geordneten Bahnen bewegt. Wenn nicht, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die EZB dem Markt (vorerst verbal) die gelbe Karte zeigen wird. Die jüngste Dollar- - Abwertung ist auch in den Kapitalflussdaten sichtbar. Anhand unserer eigenen Daten sahen wir letzte Woche einen substanziellen Abfluss von Aktienanlagen aus den USA. Mehr als 1,3 Mrd.$ flossen aus den USA nach Asien, Europa und Grossbritannien. Jüngste Daten des US Schatzamtes zeigen, dass internationale Investoren nicht nur weniger US-Wertpapiere kauften, sondern amerikanische Investoren vermehrt ausländische Anlagen vornahmen. Ein Überschiessen des Dollar-Euro-Wechselkurses kann nicht ausgeschlossen werden, doch wären abrupte Bewegungen weder im Interesse der europäischen noch der US-Wirtschaft. - Doch Euro zum Dollar bleibt nicht das einzige Thema für das Jahr 2004. Wir gehen von einer generellen Diversifikation aus dem Dollar in Pfund und Franken, aber auch in die australische, neuseeländische, kanadische und japanische Valuta aus. Vordergründig werden Währungen mit einem guten Carry (positiven Zinsaufschlag) den Vorzug haben. Doch der Carry ist nicht allein entscheidend, besonders dann, wenn sich offizielle Stellen besorgt zeigen. Jüngst hat sich der Governor der Bank of Canada, Dodge, über die aktuelle Stärke des kanadischen Dollars beschwert. Er hat den neunjährigen Schwächetrend in weniger als zehn Monaten neutralisiert. Die kanadische Wirtschaft wächst zurzeit deutlich unter dem Trendwachstum. Eine starke Währung ist zu einem solchen Zeitpunkt nicht erwünscht, und die kanadischen Währungshüter schliessen eine weitere Zinssenkung (derzeit 2,75%) nicht aus. Wir erwarten deshalb, dass sich der Euro, das Pfund und der Franken gegenüber dem kanadischen, aber auch dem australischen und neuseeländischen Dollar aufwerten. Die bessere Entwicklung der «Europäer» im Vergleich zu den Rohstoffwährungen lässt sich im Zusammenhang der globalen wirtschaftlichen Erwartungen erklären. In Expansionsphasen tendieren Rohstoffwährungen zur Stärke. Rohstoffkäufen gehen oft stärkere Rohstoffwährungen voraus. Dem Fr./austr.$ kann fast Symbolcharakter zugeordnet werden. Steigt die konjunkturelle Erwartung, möchte man im australischen Dollar engagiert sein. Die Nachfrage nach Rohstoffen eilt dem Wirtschaftswachstum voraus. Der Franken ist in solchen Zeiten als tief verzinste Währung kaum gefragt. Nun ist aber bereits ein grosser Teil der guten Wachstumsaussichten in den Währungen eingepreist. Wir rechnen nicht mit stärkeren Rohstoffwährungen gegenüber dem Franken, dem Euro und dem Pfund. UBS Investment Bank - Benedikt Germanier