Macht und Demontage von Verwaltungsräten
An der Veranstaltung «Der Verwaltungsrat in der medialen Öffentlichkeit» sagte Eric Honegger, ehemals Zürcher Regierungsrat, UBS-VR und NZZ-Präsident, wieso er in der Schweiz nicht mehr öffentlich auftritt.
«Das ist mein letzter öffentlichen Auftritt in diesem Land, bevor ich auswandere.» Eric Honegger, ehemals Zürcher Regierungsrat, UBS-VR und NZZ-Präsident, bezeichnete diese Woche am Verwaltungsratsforum in Zürich diesen Schritt als persönlichen Schlusspunkt eines langjährigen Prozesses. «Ich hätte nie gedacht, dass es mich treffen könnte», sagte Honegger, dem die Swissair-Pleite zum Verhängnis geworden ist. Er äusserte sich schwer enttäuscht über die Behandlung durch die Medien und die Gesellschaft und bezeichnete sich als Sündenbock.
«Wenn es hart auf hart geht, steht niemand zu Ihnen», warnte er die zahlreich anwesenden Verwaltungsräte am Anlass des Europa-Instituts der Uni Zürich, der unter dem Titel «Der Verwaltungsrat in der medialen Öffentlichkeit» stand. Honegger schilderte, wie seine Demontage ihren Lauf nahm. «Das medial geführte Verfahren steht im Zentrum, nicht das rechtliche», sagte er. Kaum Beachtung habe gefunden, dass bisher alle straf- und zivilrechtlichen Verfahren zu seinen Gunsten entschieden worden seien.
Juristen aussperren
«Es ist ein grundlegender Fehler, die Sache ausschliesslich aus rechtlicher Sicht zu betrachten», erklärte dazu Rechtsanwalt Peter Widmer. Bei der Frage «Schweigen oder Reden?» legte der Homburger Anwalt dar, dass der Verwaltungsrat der Swissair rechtlich beeindruckende Resultate erzielt habe, indem alle Beschuldigten freigesprochen wurden. Auf der nichtjuristischen Ebene habe die defensive Rechtsberatung durch die Strafverteidiger jedoch ein Schweigen der kritisierten Personen bewirkt, was die «mediale Exekution» zur Folge gehabt habe.
«Der VR muss manchmal Verantwortung übernehmen und die Juristen im Hinterzimmer einsperren», forderte Widmer, der früher auch als Präsident des GC-Fussballclubs amtierte. Manchmal, etwa in Asien, sei eine demütige Geste der Führungsperson angebracht, auch wenn das Haftungsfragen akzentuieren könne.
Beat Hess, Verwaltungsrat bei Nestlé, Holcim und Sonova, erinnerte in einem Rückblick an seine Karriere als General Counsel von ABB und Shell. Verschiedene Referenten wiesen darauf hin, wie schlecht der Informationsstand des VR in manchen Fällen sei. Der Sachverhalt müsse in Krisenfällen rigoros aufgeklärt werden. Kaspar Villiger, Ex-VRP von UBS, erwähnte interne Verharmlosungskampagnen. Als Verwaltungsrat müsse man so lange auf den Tisch hauen, bis man die Fakten habe. Es sei in Krisenzeiten eine Herausforderung, Distanz zur Konzernleitung zu wahren und diese gleichzeitig zu stützen.
Selektiv informieren?
Wie andere Referenten auch wies Anton Affentranger von Implenia darauf hin, dass Einigkeit im Verwaltungsrat in Krisenzeiten absolut entscheidend sei, auch wenn vor Entscheiden hart diskutiert werde. Ein Verwaltungsratspräsident dürfe Gruppenbildungen im Verwaltungsrat nicht zulassen, hiess es von anderer Seite. Information sei wichtig, unterstrich Affentranger. Während des Übernahmekampfs mit dem Hedge Fund Laxey habe der Implenia-VR mindestens wöchentlich eine Telefonkonferenz abgehalten.
Zum Umgang mit den Medien meinte Affentranger, man müsse das mediale Feld besetzen, sonst tue das die Gegenseite. Idealerweise werde die Botschaft personifiziert, sagte Rolf Watter, Anwalt und VRP von Nobel Biocare. «Es ist wichtig, die öffentliche Meinung zu gewinnen.» «Unwahrheiten oder verfälschende Auslassungen sind unbedingt zu vermeiden», riet Anwalt Widmer. Etwas anders sieht es Anwalt und National-VR Balz Hösli. Er riet in seinem Referat den Verwaltungsräten, immer die Wahrheit zu sagen, aber vielleicht nicht immer die ganze Wahrheit. Gleichzeitig erklärte er, Medienschaffende seien skeptisch, weil sie daran gewöhnt seien, einseitig informiert zu werden.
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