In den Augen mancher sind Notenbanker die mächtigsten Menschen der Welt. Ganz anders sehen sie sich selbst: als Getriebene und Machtlose. Nach EZB-Präsident Mario Draghi hat am Donnerstag auch sein Vize Luis de Guindos Unterstützung durch Staatsausgaben gefordert, um die Konjunktur zu stabilisieren. Dabei ist besonders Deutschland im Blick.
Die Geldpolitiker sehen ihre Möglichkeiten ausgereizt – zu einem kritischen Zeitpunkt. Die Industrieflaute droht auf die Gesamtwirtschaft überzugreifen. Dabei werden die Notenbanker ungewohnt systemkritisch; de Guindos bemängelt, die Defizitziele der Maastricht-Verträge beschränkten die Fiskalpolitik.
Sie wird vielleicht im nächsten Abschwung besser greifen. Aber für dieses Mal darf man nicht auf sie vertrauen: Die politischen Entscheidungsprozesse dauern lang, und mehr öffentliche Investitionen sind zwar allseits erwünscht, aber weder die Planung noch die Umsetzung eignen sich für ein Hauruck-Verfahren.
Die Finanzmärkte erkennen die Machtlosigkeit der Notenbanken, die Lage zu stabilisieren. So sind für die Eurozone die Erwartungen zur langfristigen Inflation am Terminmarkt tief wie noch nie – weit unter dem EZB-Ziel von «nahe 2%». Aber die Aktienkurse zeigen sich von den Konjunktursorgen und den Zweifeln an der geldpolitischen Potenz nur wenig belastet.
Man kann den Börsen zu viel Optimismus nachsagen. Wichtiger ist jedoch die Aussicht auf neue und billige Liquidität. Die Notenbanken werden die Zinsen wieder senken und Wertpapiere zukaufen. Die Geldpolitik mag nicht wirksam genug sein, einen Konjunkturabschwung aufzuhalten. Doch sie reicht in Augen der Marktteilnehmer aus, die Aktienkurse vor einer Baisse zu schützen.
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Machtlose Notenbanken
Europäische Zentralbanker sehen sich ohne mehr Staatsausgaben nicht fähig, den Abschwung aufzuhalten. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Alexander Trentin.