Medien Umschichten
Die europäischen Börsen haben diese Woche erstmals in diesem Jahr Kursgewinne verzeichnet: Der Stoxx 50 stieg gegenüber Freitag 1% auf 3614,5.
Die europäischen Börsen haben diese Woche erstmals in diesem Jahr Kursgewinne verzeichnet: Der Stoxx 50 stieg gegenüber Freitag 1% auf 3614,5. Zwar belasteten nach wie vor Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung in den USA die Aktienmärkte; doch davon profitierten die defensiven Pharma- und Telecomwerte. Die europäische Medienbranche hingegen könnte von einer Abkühlung der Konjunktur in Mitleidenschaft gezogen werden: Das Brokerhaus Lehman Brothers senkte vor diesem Hintergrund seine Sektor-Beurteilung von «Positiv» auf «Neutral». - Der Branchenindex Stoxx Medien (–0,3% auf 215,3) behauptete sich trotzdem knapp, weil verschiedene Übernahmemeldungen Kursavancen zur Folge hatten: Der Einstieg von Rupert Murdochs News Corp in das Aktionariat des deutschen Bezahlsenders Premiere (+21,3% auf 15.57 Euro) kam für viele Anleger überraschend (vgl. Seite 37). Bisher hatten sie vor allem den französischen Medienkonzern Vivendi (+2,5% auf 31.21 Euro) als Kaufinteressenten gehandelt. Der Markt begrüsste auch die Bestätigung eines Zeitungsberichts über Mediaset (+1,1% auf 6.69 Euro), wonach sich der italienische Branchenvertreter in Verhandlungen mit der Versandhauskette Dmail befinde. Mit einer Akquisition in diesem Bereich könnte Mediaset die Teleshopping-Sparte weiter ausbauen. Das deutsche Verlagshaus Axel Springer (–0,8% auf 94 Euro) kann sich dagegen im Online-Segment verstärken: Das Kartellamt hat der vollständigen Übernahme des bisher gemeinsam mit der Deutschen Telekom betriebenen Internetportals Bild.T-Online zugestimmt. - Der Springer-Verlag wirkt dadurch auch der Einschätzung der Lehman-Brothers-Analysten entgegen, die mit einer Abwanderung der Werbekunden von der traditionellen Tagespresse in die Online-Medien rechnen. Entsprechend hatte das Brokerhaus die Empfehlung für die Axel-Springer-Aktien auf «Underweight» gesenkt. Dasselbe gilt für den italienischen Adressverzeichnisanbieter Seat Pagine Gialle (–10,2% auf 0.24 Euro), der neben seinem britischen Konkurrenten Yell (–9,9% auf 321,75p) zu den grössten Verlieren im Index gehört. Auch die Aussichten des deutschen TV-Senders Prosieben Sat.1 (–3,1% auf 15.19 Euro) beurteilt Lehman Brothers kritisch: Wachstum und Einschaltquoten seien im vergangenen Jahr enttäuschend ausgefallen. - Die Titel der französischen Fernsehgesellschaft TF1 (+6,9% auf 18.36 Euro) und M6 (+2,2% auf 17.21 Euro) profitierten dagegen von den Plänen des Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, Werbung von den öffentlichen Sendern zu verbannen, um die privaten Stationen mit den zusätzlichen Einnahmen konkurrenzfähiger zu machen. Die Kaufempfehlungen der UBS verhalfen zudem den Aktien des Medienkonglomerats Lagardère (+6,4% auf 53.14 Euro) und der Werbeagentur Havas (+0,6% auf 3.24 Euro) zu Kursavancen. Die Ankündigung der Gründerfamilie von Tamedia (+0,6% auf 143 Fr., vgl. Seite 23), in den nächsten Jahren weitere 500000 Aktien am Markt zu plazieren, erfreute die Anleger ebenfalls.Wue