Man kann es drehen und wenden, wie man will – die Welt zeigt sich dem Anleger von der unfreundlichen Seite. Die weit verbreiteten Null- bis Negativzinsen bestrafen den Sparer und belohnen den Schuldner, wo doch ausgerechnet die letzte Finanzkrise durch eine beispiellose Schuldenmanie ausgelöst worden war. Die Konjunktur stottert, das für einen zyklischen Aufschwung typische Wachstum wird auch im achten Jahr der Erholung um Längen verpasst. Das hält zwar die Inflation in Schach, lastet aber auf dem Arbeitsmarkt, schwächt Vorsorgewerke, schürt soziale Ungleichgewichte, lähmt Regierungen und gibt seltsamen bis gefährlichen Figuren mächtig Auftrieb.
All das hemmt den Glauben an eine prosperierende Zukunft und damit den Hauptantrieb für freundliche Anlagemärkte. Nicht zufällig ist in der Vermögensverwaltung seit geraumer Zeit viel von Risikoanalyse und -management die Rede. Konkret geht es darum, wie man Risiken erkennt, damit umgeht und Nutzen daraus zieht. Denn so abgedroschen es klingt: Jede Schwäche ist auch eine Chance.
Die letzten Jahre boten genügend Gelegenheit, Risikoanalyse- und -managementsysteme zu entwerfen, zu verfeinern und vor allem auf ihre Tauglichkeit zu testen. Die Resultate sind ermutigend. Zufriedenstellende, ja gute Anlageresultate sind auch möglich, ohne dass der Investor seine Risikofähigkeit ausreizen muss. Solide Dividendenaktien, Unternehmensanleihen knapp über oder unter Anlagequalität (Investment Grade) mit geringem Ausfallrisiko, Immobilien mit langfristig attraktiven Mieteinnahmen, Privatkredite und andere alternative Investments wie privat geführte solide Infrastrukturanlagen: Solche Anlagesegmente bieten auch sicherheitsorientierten Investoren – institutionellen und privaten – vielfältige Möglichkeiten.
Ein hoher Ertrag geht nicht zwingend mit hohem Risiko einher. Grund dafür ist die Ineffizienz der Märkte. Sie verursacht spekulative Blasen genauso wie unterbewertete Sektoren, Themen und Titel. Letzteres bedeutet attraktive Risikoprämien. Das müssen nicht hochvolatile Anlagen sein. Im Gegenteil, Theorie und Praxis beweisen, dass beispielsweise volatilitätsarme Aktien, Valoren mit geringen Kursschwankungen, auf Dauer besser abschneiden als volatilitätsreiche, sprich riskantere Papiere. Die Minimum-Varianz-Strategie ist eines der Konzepte, die diese Erkenntnis nutzen. Der Risikograd im Depot wird reduziert und der so gewonnene Spielraum im Risikobudget für zusätzliche Diversifikation und Portfoliooptimierung genutzt.
Alle intelligenten, in einem anspruchsvollen Umfeld wie dem gegenwärtigen erfolgreichen Strategien beruhen auf einer sorgsamen Analyse von Risikotoleranz, -faktoren und -prämien. Hinzu kommt eine systematische Risikokontrolle, die Abweichungen meldet und Alternativen aufzeigt. Wie es ein Asset-Manager letzthin beschrieben hat: Die Performance ist das Ziel, das Risikomanagement der Weg dazu.
Wer nur auf den Ertrag fokussiert, erleidet früher oder später Schiffbruch, zumal in einem Umfeld, das nicht einfacher werden wird. Viele Risiken sind zwar bekannt. Aber was morgen ist, wie beispielsweise die Notenbanken aus dem geldpolitischen Notstand herausfinden, weiss niemand. Der umsichtige Anleger hält es deshalb wie im Sport: Mit einem guten Sturm gewinnt man Spiele, mit einer guten Verteidigung die Meisterschaft.
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Mehr Ertrag mit weniger Risiko
Immer mehr geht über sorgfältiges Risikomanagement. Ertrag ist das Ziel, Risikoanalyse und konsequentes Handeln sind der Weg dazu. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Hanspeter Frey.