Mehr Transparenz und Liquidität – Fruchtbare Kooperation von BEKB und Valiant
Der ausserbörsliche Handel erlebt derzeit einen beachtlichen Aufschwung.
Der ausserbörsliche Handel erlebt derzeit einen beachtlichen Aufschwung. Dieser, auch Over the counter (OTC) genannte Wertpapierumschlag schliesst alle nichtkotierten Schweizer Aktiengesellschaften ein, deren Valoren zwar nicht an einer regulären Börse wie der SWX Swiss Exchange gehandelt werden, aber von einer Bank gelistet sind. Insgesamt umfasst der fragmentierte und von regulatorischen Bestimmungen freie Markt 500 kleine und mittlere Unternehmen. Fehlende Transparenz und Liquidität erschwerten aber bisher das Engagement der Investoren. - «Anleger sollten immer mit einer Limite arbeiten und sich auf längere Sicht orientieren», empfiehlt Peter Wullschleger, der für den ausserbörslichen Handel der Zürcher Kantonalbank (ZKB) verantwortlich zeichnet. Das Finanzinstitut ist seit 1988 in diesem Geschäft aktiv und betreut knapp 100 Titel, wobei es sich vor allem auf Gesellschaften aus der Umgebung von Zürich konzentriert. Regionale Verbundenheit, eine ansprechende Rendite oder ein hoher Substanzwert geben für Anleger meist den Ausschlag zur Investition. Kommt hinzu, dass manche Gesellschaften mit grosszügigen Naturaldividenden oder rauschenden Feiern an der Generalversammlung locken. - Für die Unternehmen liegt der Reiz, ihre Aktien ausserbörslich handeln zu lassen, in der Verbreiterung des Aktionariats, einer grösseren Publizität und manchmal in der sanften Heranführung an eine Kotierung. Einige streben auch eine Aufnahme in die Portefeuilles der institutionellen Anleger oder die Beschaffung von Eigenkapital an. Zudem bietet der OTC-Markt Familiengesellschaften mit kritischer Grösse eine Nachfolgelösung. - Um die Transparenz und Liquidität im ausserbörslichen Bereich zu verbessern, lancierte die Berner Kantonalbank (BEKB) bereits im Februar 2004 eine elektronische Handelsplattform mit rund 330 Titeln, einer übersichtlichen Kursstellung sowie spezifischen Branchenindizes. Gegen Ende 2005 ging das Berner Finanzhaus eine Kooperation mit der Valiant Bank ein, die nach der Übernahme der Luzerner Regiobank den ausserbörslichen Handel geprägt hatte (vgl. FuW Nr.95 vom 30.November 2005). - «Die Kooperation mit der Valiant Bank verläuft hervorragend und wir verzeichnen erstaunliche Grösseneffekte», sagt Rolf Bigler, der im Dienst der BEKB den Aktienhandel Schweiz leitet (vgl. Grafik). «Das OTC-Geschäft ist in erster Linie personenbezogen und eine ideale Plattform für KMU, die sich bis zu einem gewissen Grad dem Publikum öffnen wollen, ohne dabei durch einschneidende Vorschriften erwürgt zu werden», ergänzt sein Vorgesetzter Stephan Bichsel. Er erwägt derzeit die Errichtung eines speziellen OTC-Segments für die Uhrenindustrie, was vor allem für Familienunternehmen im Zuliefererbereich attraktiv wäre. Auch gegen eine engere Zusammenarbeit mit der Konkurrenz gäbe es in Bern keine Einwände. - Eine weitere Kraft im Markt für Nichtkotierte ist Bondpartners aus Lausanne. «Der Kauf eines Titels ist relativ einfach, solange ein Briefkurs besteht. Der Verkauf hingegen gestaltet sich oft komplizierter», erklärt Thomas Brodmann, der den Handel von rund 200 Valoren am Telefon betreibt. Ein Engagement im OTC-Bereich erfordere deshalb ausreichend Geduld. «In den Kursen», erklärt er, «spiegelt sich dafür primär der fundamentale Wert eines Unternehmens und der Verlauf ist weniger von Spekulationen getrieben.»