Mercato
Addis Abeba kennt kein Abfallproblem.

Addis Abeba kennt kein Abfallproblem. Fast, jedenfalls. Denn alles, was sich wiederverwerten lässt, wird gesammelt, sortiert, gestapelt und offenbar auch verkauft: auf dem Mercato, dem grössten Freiluftmarkt Afrikas. Lange Strassenzüge dieses weitläufigen, vor Aktivität brodelnden Geländes bilden sozusagen die Abteilung Recycling. Was einst ein Auto, ein Radio, ein Kühlschrank war, wird hier nach wertvollen Metall- oder Kunststoffteilen ausgeweidet. Anderswo in dieser Stadt in der Stadt reiht sich Werkstatt an Werkstatt, Laden an Laden. Es gibt Bezirke für Textilien, Haushaltswaren, Nahrungsmittel usf. Auf dem Mercato – der Name ist eine Hinterlassenschaft aus der italienischen Besatzungszeit von 1936 bis 1941 – findet die Kundschaft so gut wie alles, sofern sie es im Labyrinth denn findet. Die Ware wird auf Pickups, auf menschlichen Köpfen und Schultern oder auf dem Rücken von Eseln transportiert. Oder sie trottet, in Form zu schlachtender Ziegen, in ganzen Herden gleich selbst ans Ziel. Der Verkehr ist chaotisch und lebensgefährlich, vor Taschendieben wird gewarnt. Dennoch regelt sich alles von selbst, Angebot und Nachfrage treffen aufeinander, es bilden sich Preise. Eine unsichtbare Hand sorgt wohl dafür.
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