Milliarden-IPO
Der staatliche Ölkonzern Rosneft will sich im dritten Quartal mit seinem Börsengang global positionieren.
Der staatliche Ölkonzern Rosneft will sich im dritten Quartal mit seinem Börsengang global positionieren. Bis vor kurzem visierte die russische Regierung einen Erlös von 15 bis 20 Mrd.$ an. Jetzt ist von zumindest 7,5 Mrd.$ die Rede, damit die Schulden an ausländische Banken aus der Kapitaltransaktion mit Gazprom getilgt werden können. Noch ist vieles offen. Dass die Plazierung weniger gross als ursprünglich geplant ausfallen könnte, gründet im Einnahmensegen durch die hohen Ölpreise, die voraussichtlich noch eine geraume Weile andauern werden. Das IPO ist jedoch wegen der umstrittenen Einverleibung der Yukos-Hauptproduktionseinheit Ende 2004 politisch-juristisch nicht über alle Zweifel erhaben. - Mindestens ein Drittel der Titel soll in Moskau plaziert werden. Die restlichen Anteile werden in New York, London und Tokio kotiert. Sicher ist, dass der Staat wenigstens 51% des Kapitals halten will. Als Grossinvestor eventuell vor dem IPO gilt die chinesische Ölgesellschaft CNPC. China bemüht sich seit längerem, als Aktionär in der russischen Ölindustrie Fuss zu fassen. Der Börsengang erscheint dafür nun als ideale Gelegenheit. Der Aufstieg von Rosneft ist eng mit dem Niedergang des einstigen Paradeunternehmens Yukos verbunden. Im Dezember 2004 erwarb Rosneft für 9,4 Mrd.$ Steuerschulden in einer international höchst umstrittenen Versteigerung die Hauptproduktionstochter Yuganskneftegaz. Mittlerweile strengt sich Rosneft an, auch den Rest von Yukos zu übernehmen. Gegen Yukos läuft gegenwärtig ein Konkursverfahren in Moskau. Der Antrag wurde von einem internationalen Gläubigerkonsortium eingebracht. Rosneft hat ihm die Forderung von 450 Mio.$ abgekauft und ist damit zum grössten Gläubiger geworden. - Mit der vollständigen Einverleibung von Yukos würde Rosneft zum Ölkonzern Nummer eins des Landes. Die Expansion hat einen Preis: Das Unternehmen ist hoch verschuldet. Per Ende Juni 2005 betrugen die Schulden 13,9 Mrd.$. Inzwischen sind die Verbindlichkeiten wegen des Forderungsaufkaufs noch gestiegen. Zudem sind weitere kleinere Übernahmen geplant. Der Erwerb von Yuganskneftegaz hat sich für Rosneft jedoch jetzt schon bezahlt gemacht. Die Produktionskosten sind in Yugansk auch für russische Verhältnisse niedrig. Gleichzeitig wird ein Grossteil der Produktion nicht im Inland zu subventionierten Preisen, sondern auf dem Weltmarkt verkauft. Besonders exponiert ist Rosneft im Gegensatz zu Lukoil in der Belieferung von China und Japan. Das wird die Titel zusätzlich attraktiv machen. Der feste Griff des Kreml, der sich nicht lockern wird, hat Vorteile. Punkto Transparenz muss der Konzern jedoch vor dem IPO noch viel zeigen.Be/Ho