Misstöne um Nobel Biocare
Tomas Albrektsson, Chef der Abteilung Biomaterial der medizinischen Fakultät der Universität Göteborg, hatte sich Mitte Oktober im schwedischen Fernsehen kritisch zur Produktlinie Nobel Direct des Zahnimplantateherstellers Nobel Biocare geäussert.
Tomas Albrektsson, Chef der Abteilung Biomaterial der medizinischen Fakultät der Universität Göteborg, hatte sich Mitte Oktober im schwedischen Fernsehen kritisch zur Produktlinie Nobel Direct des Zahnimplantateherstellers Nobel Biocare geäussert. Wir hatten bereits auf die Misstöne hingewiesen (vgl. FuW Nr. 84 vom 22. Oktober und Interview mit Gilbert Achermann, CEO Straumann, Seite 17, diese Ausgabe). Reuters nahm am Freitagabend die Vorwürfe auf und präzisierte, dass die Organisation, der die Aufsicht der Branche obliegt, den Fall untersuche, was noch einige Zeit dauern werde. - Im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» hatte Albrektsson erklärt: «Wir haben etwa 250 Röntgenbilder von eingesetzten Nobel-Direct-Implantaten analysiert. Dabei stellten wir in etwa ein Drittel der Fälle einen deutlichen Rückgang des Kieferknochens fest, und das nach knapp einem Jahr. Ein solcher Verlust setzt sich in der Regel fort, womit das Risiko für die Loslösung des Implantats gross wird.» Pannen würden immer mal vorkommen, führte er aus. Aber ein Drittel aller Fälle deute auf einen Produktfehler hin. Das Institut in Göteborg hatte bislang eng mit Nobel zusammengearbeitet, es war gar sein grösster Sponsor und Kunde. Weil das Unternehmen die Produkte trotz der Beanstandung nicht vom Markt nahm, wurde gemäss Albrektsson die Verbindung abgebrochen. Albrektsson gilt als angesehener Fachmann, der Nobel früher auch als honorierter Berater gedient hat. Heute berät er die ebenfalls in der Zahnimplantologie aktive Astra Tech (Astra Zeneca). - Von Nobel Biocare war bis Redaktionsschluss niemand erreichbar. Im Oktober hatte CEO Heliane Canepa in der erwähnten Ausgabe der «Finanz und Wirtschaft» erklärt, dass es sich in den Fällen um nicht wissenschaftlich dokumentierte Einzelfälle handle. Derzeit laufe eine dreijährige Multi-Center-Studie, in der die Sicherheit von über 110 eingesetzten Implantaten getestet werde. Dabei zeigten die nach einem Jahr verfügbaren Ergebnisse, dass das System sicher sei. Zudem basiere die Line auf einer bereits im Markt eingeführten System. Das sind dennoch wenig erfreuliche Schlagzeilen aus dem Hause Nobel Biocare, auch wenn Nobel Direct nur einen geringen Anteil zum Gruppenumsatz beiträgt und keine weiteren Linien beanstandet wurden. - Noch sind die Daten dürftig. Somit gilt es nichts zu überstürzen. Sollte sich die Kritik an der Qualität erhärten lassen, ist das ein ernst zu nehmender Vorwurf. Qualitätssicherung ist in der Medizinaltechnik das A und O. Jörgen Detlefsen, Stockholm - und Franziska Pedroietta