Münchener Rück von Swiss-Re-Deal beflügelt – Commerzbank gefragt Trichet verdirbt die Partylaune
Auf zum neuen Höchst, war die Devise in Frankfurt.
Auf zum neuen Höchst, war die Devise in Frankfurt. Die Kauflaune in der zweiten Wochenhälfte wurde von vielen Marktteilnehmern als Auftakt zur Jahresendrally gewertet. Während die Erwartungen an die Binnenkonjunktur gedämpft bleiben, ist die Zuversicht gross, dass nach den meist erfreulichen Quartalsberichten das Gewinnwachstum 2006 weitergeht und deutsche Titel gefragt bleiben. - Der freundlichen Stimmung setzte Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), am Freitag- nachmittag indes mit seinen Äusserungen einen Dämpfer. Vom Zeitpunkt her überraschend deutete er eine Zinserhöhung «aus Gründen der Preisstabilität» an. Die EZB sei zu einer Entscheidung bereit, sagte Trichet in Frankfurt. Die nächste Ratssitzung, an der eine Zinserhöhung beschlossen werden könnte, ist am 1. Dezember (vgl. Seite 6). Nach den Äusserungen verlor der Deutsche Aktienindex zeitweise 50 Punkte und gab damit den Grossteil seines Tagesgewinns preis. Der Euro verteuerte sich gegenüber dem Dollar um fast 1 Cent. Per saldo legte der Dax im Wochenvergleich 0,6% auf 5123,5. - Zinssensitive Werte wie die der Versorger Eon (–0,4% auf 76.90 Euro) und RWE (unv. auf 56.41 Euro, vgl. Box links) reagierten am Freitag mit besonders grossen Kursabschlägen. Auch Finanztitel verloren einen Teil ihrer zuvor erzielten Kursgewinne. Wochengewinner Commerzbank (+5,7% auf 23.95 Euro) zehrten von der günstigen Aufnahme einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Eurohypo-Übernahme (vgl. Seite 33). Deutsche Bank gaben indes in der Berichtswoche 0,4% auf 81.46 Euro nach. Gefragt waren die Valoren der Münchener Rück (+1% auf 107.70 Euro). Durch die Übernahme von GE Insurance Solutions – einer Tochter von General Electric – durch Swiss Re werden die Münchener von der Weltspitze im Rückversicherungsmarkt auf Platz zwei verdrängt. Analysten zeigten sich zuversichtlich, dass die Münchener Rück Swiss Re einige Kunden abwerben kann. Fester tendierten auch Allianz (+1,9% auf 121.75 Euro). - Auch die Titel des Münchener Elektronikkonzerns Siemens (+2,7% auf 64.98 Euro) legten zu. Sie hätten von günstigen Gewinnaussagen von Wettbewerber General Electric profitiert, hiess es. Nicht vom Fleck kamen die Titel des Handelskonzerns Metro (–0,4% auf 37.04 Euro). Wegen schwacher Nachfrage mussten die Zeichnungsfrist für die Baumarkttochter Praktiker verlängert und die Preisspanne gesenkt werden (vgl. Seite 16). Unter Abgaben litten die Papiere des Halbleiterherstellers Infineon (–5,6% auf 797x Euro, vgl. Seite 33). Der Jahresabschluss war wie erwartet tiefrot ausgefallen. Die Pläne zur Neupositionierung überzeugen noch nicht. - Für Kontroversen im Aufsichtsrat von Volkswagen (–3,3% auf 44.12 Euro) sorgt weiterhin der Einstieg von Porsche (+3,1% auf 640.50 Euro, vgl. Seite 34). Volkswagen-Aufsichtsrat Gerhard Cromme hat seinen Rücktritt angekündigt. Er sei verärgert über das Verhalten von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der zugleich Grossaktionär von Porsche ist. Der Luxusfahrzeughersteller hatte davon unabhängig für das zurückliegende Geschäftsjahr gute Eckdaten vorgelegt. Daimler-Chrysler (+1,2% auf 43.15 Euro) meldete, den Mitsubishi-Motors-Anteil für 970 Mio. Euro verkauft zu haben. - Am Donnerstag kündigte der Touristik- und Reedereikonzern TUI (–0,7% auf 16.44 Euro) an, Anleihen im Volumen von 1Mrd. Euro zur Finanzierung des Kaufs von CP Ship aufzulegen. Damit dürfte die Nettoverschuldung auf 3 Mrd. Euro steigen. An einer Investorenkonferenz erklärte Linde (+2,2% auf 61.05 Euro), vermehrt in das Gasgeschäft investieren zu wollen. - Der Obligationenmarkt gab wegen der wohl baldigen Zinserhöhung durch die EZB nach. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg von 3,23 auf 3,41%. DM