Nagelprobe für die paneuropäische Börse Virt-x
Am 25.Juni startet Virt-x.
Am 25.Juni startet Virt-x. Mit der Aufschaltung der Börsenplattform verschwindet der Handel mit Standardwerten von der SWX Swiss Exchange. Die restlichen Wertpapiere bleiben von der Entwicklung unberührt. Privatanleger werden von der Umstellung kaum etwas merken. Es sei denn, sie möchten ein Depot im Ausland eröffnen, um die Stempelsteuer zu umgehen (vgl. Haupttext). - Virt-x ist eine Kooperation zwischen der SWX und der britischen Tradepoint sowie dem dahinter stehenden Konsortium. Mit dem rechtlichen Vollzug wurde Tradepoint in Virt-x umbenannt. Die Engländer stellen die Lizenz zur Verfügung, aus Zürich stammt die technologische Ausrüstung. SWX und Konsortium (dem die grossen Investmenthäuser angehören) halten einen Anteil von je 38,9%. Mit dem Sitz in London gelten für alle Börsenmitglieder EU-Richtlinien. Zudem untersteht Virt-x der britischen Börsenaufsicht FSA (Financial Services Authority). - Die Kompetenzteilung zwischen FSA und dem Schweizer Pendant, der Eidg. Bankenkommission EBK, punkto Marktaufsicht (z.B. Kursmanipulationen, Insider-Delikte) wird im Einzelfall zu entscheiden sein – je nachdem, welche Papiere, Institute und Kunden betroffen sind. Die Aufsicht der Schweizer Effektenhändler bleibt bei der EBK. Auch für Emittentenrechte wie Übernahmerecht, Offenlegungspflicht und Ad-hoc-Publizität gelten hiesige Normen. - Der Handel mit SMI-Titeln ist erst - der Anfang. Weitere grosskapitalisierte Werte sollen über die paneuropäische Plattform gehandelt werden. Im Unterschied zu den SMI-Titeln werden die restlichen europäischen Blue chips aber weiterhin an ihren Heimatbörsen gehandelt. Sie müssen deshalb erst an die Virt-x gelockt werden. Ohne Liquidität und der sich daraus ergebenden effizienten Preisbildung wird sich das jüngste Kind der Schweizer Börse aber gegen die etablierten Plätze nicht durchsetzen. - Gewichtigster «Lockstoff» ist die Technologie. Das elektronische System der Schweizer Börse integriert Handel, Abwicklung, Clearing und Reporting. Diese hohe Effizienz ist nach dem Geschmack der grossen, europaweit tätigen Marktteilnehmer. Was theoretisch Sinn macht, muss sich in der nicht immer rational funktionierenden Realität aber erst noch durchsetzen, nicht zuletzt gegen nationale politische Empfindlichkeiten. PF