Nemax50 unter 1000 Sarkasmus ist fehl am Platz
Am Neuen Markt in Frankfurt macht sich mehr und mehr Sarkasmus und Galgenhumor breit.
Am Neuen Markt in Frankfurt macht sich mehr und mehr Sarkasmus und Galgenhumor breit. Als der Nemax50 am Donnerstag die 1000 nach unten durchbrach und damit erstmals seit seinem Bestehen dreistellig notierte, applaudierten und jubelten einige Händler auf dem Parkett. Das bringt aber weder die Anleger noch die Unternehmen weiter. Die Abschwächung des Wirtschaftswachstums hat der Überschätzung der Chancen von Wachstumsunternehmen ein schmerzhaftes Ende bereitet. Das blinde Vertrauen hat einem tief sitzenden Misstrauen Platz gemacht hat. In dieser Verfassung hatte der Neue Markt auch in der abgelaufenen Woche dem Trend an den weltweiten Aktienmärkten nichts entgegenzusetzen. Im Wochenvergleich bis Freitagnachmittag verzeichnete der Nemax50 einen Verlust von 9% auf 1014, und der Nemax All Share fiel um die gleiche Rate auf 1063. - Den Rückzug hat inzwischen auch die Kirch Gruppe angetreten. Die Pläne, rund 16% des Kapitals und 25% der Stimmen am Münchener Medienunternehmen EM.TV zu übernehmen, sind gestorben. Kirch genügt es offensichtlich zunächst, eine direkte Beteiligung von 25% an der Betreibergesellschaft der Formel-1, der SLEC, zu halten. Die Aktien von EM.TV litten unter der nicht völlig überraschenden Nachricht und gaben 25% auf 2.20 Euro nach. - Erfreuliche Zahlen legte Medion (–8% auf 39.60 Euro) vor. Dem Zwischenbericht folgte eine wahre Flut von Kaufempfehlungen durch Analysten. Das Unternehmen, das Elektronikgeräte vermarktet, gehört zu den wenigen Rettungsinseln am Neuen Markt. Medion meldete für das erste Halbjahr ein Umsatzwachstum von fast 40% auf 820 Mio. Euro. Der Gewinn erhöhte sich sogar 70% auf 26 Mio. Euro. Gemäss den Angaben des Unternehmens entwickelt sich die Übertragung des Geschäftsmodells von Deutschland auf andere europäische Länder ausgezeichnet. Der Anteil des Umsatzes, der in den 13 bearbeiteten europäischen Ländern erzielt wurde, erhöhte sich von 18,5% auf 19,8%. Besonders gut entwickelten sich Grossbritannien und Spanien, der Markteintritt in Italien und in der Schweiz war erfolgreich. - Auch für den Biotech-Zulieferer Qiagen (–8% auf 22 Euro) gab es ungeachtet der miserablen Marktstimmung weiterhin Kaufempfehlungen, unter anderem von Metzler, Credit Suisse First Boston und der zur ING gehörenden BHF-Bank. Zwar erfüllten die Halbjahreszahlen die hohen Erwartungen nicht ganz, weshalb die CSFB ihre Umsatz- und Gewinnschätzungen leicht nach unten korrigierte, die Aktien aber weiter zum Kaufen empfiehlt. Die BHF-Bank, nach deren Gewinnschätzungen das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Qiagen für 2002 rund 50 beträgt, rät in ihrer Ersteinschätzung von Qiagen ebenfalls zum Kauf. - Erfreuliche Nachrichten gab es von OHB Teledata (+30% auf 3.60 Euro). Der Telematikspezialist ist mit Unternehmen wie Alcatel, Bosch, Saab, Ericsson und Eads in einem Konsortium vertreten, das in den nächsten Jahren fünf Radarsatelliten in eine erdnahe Umlaufbahn schicken wird. Der Auftrag ist gemäss OHB zukunftsweisend. Die Titel sprangen von 2.75 Euro vorübergehend bis auf 4.25 Euro.BA