Nieto
Im Genfer Luxusgüterkonzern Richemont wechseln die Chefs der einzelnen Markenhäuser bald so häufig wie deren Kollektionen.
Im Genfer Luxusgüterkonzern Richemont wechseln die Chefs der einzelnen Markenhäuser bald so häufig wie deren Kollektionen. Vor einem Jahr erhielt der damalige IWC-Chef Michael Sarp die Kündigung. Jetzt muss der Chef von Cartier, Guy Leymarie, gehen. Sein Nachfolger wird Bernard Fornas, der erst vor einem Jahr die Leitung der Uhrenfirma Baume & Mercier angetreten hatte (vgl. FuW Nr. 33 vom 27.April). Per sofort übernimmt Michel Nieto die Generaldirektion von Baume & Mercier. - Nach dem Universitätsabschluss in Mikrotechnologie sowie dem Hochschulabschluss in Betriebswirtschaft am UTS Institut in Lausanne startete Michel Nieto seine berufliche Karriere in der Swatch Group. Der heute 36-Jährige wechselte 1995 zur Richemont-Gruppe, wo er zu Beginn für die Entwicklung der Cartier-Uhren verantwortlich war. Im Jahr 2000 führte ihn sein Weg zur LVMH Group. Als Marketing-Direktor hatte er die Gesamtverantwortung für die Ebel-Uhren inne, bevor er Anfang 2002 zu Richemont zurückkehrte, als Direktor Marketing und Kommunikation von Baume & Mercier. Nun tritt er das Erbe seines Vorgängers an und wird den mit Erfolg eingeleiteten Turnaround fortführen und der etwas verschlafenen Genfer Maison, die jährlich 200000 Uhren in 75 Ländern verkauft, zu neuem Glanz verhelfen. «Die Aktionäre der Richemont-Gruppe erwarten von mir, dass ich Baume & Mercier neu entfalte, Marktanteile zurückerobere und in Märkte eintrete, in denen wir noch nicht sehr gut positioniert sind», analysiert Nieto die Herausforderung, die ihn erwartet, hat sich doch die Marke in der Vergangenheit in ihren Markenauftritten verzettelt. Um sich wieder in der Haute horlogerie zu positionieren, «soll nicht die modische Seite der Produkte, sondern die Uhrmachertradition und der Luxus in den Vordergrund gestellt werden». Mit so genannten kleinen mechanischen Komplikationen, wie Chronographen, grosser Datumsanzeige, Wecker oder ewigem Kalender, will Nieto die Reputation der Marke stärken. Zu diesem Zweck hat die seit 1999 zur Richemont-Gruppe gehörende Luxusmarke Baume & Mercier in Les Brenets eine Fabrik mit 40 Uhrmachern in Betrieb genommen. «Den Standort Les Brenets haben wir nicht zufällig ausgewählt», erklärt der dreifache Familienvater, «denn bereits heute arbeiten zahlreiche Zulieferer aus dem Neuenburger Jura für uns.» - «Nur Perfektion führt zu Uhren von höchster Qualität», zitiert Michel Nieto die Gebrüder Baume, die mit diesem Credo 1860 erfolgreich den Grundstein des Unternehmens gelegt haben. Seine Zielvorgaben formuliert Nieto ebenso präzis, aber auch merkantiler: «Einerseits sind wird daran, mit limitierten Auflagen ins untere Spektrum der hochpreisigen Luxusuhren vorzudringen. Das ist notwendig, um die Glaubwürdigkeit und die Tradition der Marke zu untermauern. Auf der anderen Seite werden wir das Preissegment von 1000 bis 3000 Euro zementieren und keine Uhren mehr darunter anbieten.» KHN