Nikkei-Index sinkt unter 11000 – Motorradhersteller kooperieren Banken und High tech als Hemmschuh
Erstmals seit Oktober 1984 unterschritt der Nikkei-225-Index die 11000, nachdem von Regierungsseite verlautet war, die Banken benötigten länger als angenommen, um ihre Bilanzen von faulen Krediten zu befreien.
Erstmals seit Oktober 1984 unterschritt der Nikkei-225-Index die 11000, nachdem von Regierungsseite verlautet war, die Banken benötigten länger als angenommen, um ihre Bilanzen von faulen Krediten zu befreien. Anscheinend soll es sieben Jahre dauern, bis sich die Banken von 60% ihrer faulen Kredite getrennt haben. Damit ist in den kommenden zwei bis drei Jahren nicht mit einer wesentlichen Besserung zu rechnen. - Diese Aussage unterscheidet sich massiv von Ministerpräsident Koizumis Reformplan, der eine endgültige Lösung des Problems innerhalb von drei Jahren vorsieht. Dementsprechend überraschte die schlechte Performance des Bankensektors nicht – er stellte in dieser Woche die grösste Belastung für den Topix dar. - Die grossen Elektronikgesellschaften litten unter Gewinnrevisionen. Dämpfend auf die Exportwerte wirkten sich auch das unerwartet schwache Konsumentenvertrauen in diesem Monat in den USA sowie die Yen-Avance gegenüber dem Dollar auf 118.80 (Vorwoche 119.77) aus. Mit soviel schlechten Nachrichten war die Richtung für den Aktienmarkt vorgegeben. Im Wochenvergleich gab der Nikkei-225 um 4,1% auf 10713,51 und der Topix um 3,6% auf 1103,67 nach. Mit einer Rendite von 1,365% für die Referenzanleihe Nr.234 zeigte sich der Obligationenmarkt wenig verändert. - Angesichts des schwachen Aktienmarkts nehmen immer mehr japanische Unternehmen den Obligationenmarkt als Refinanzierungsquelle in Anspruch. Sowohl Sony als auch Fujitsu wollen auf diese Weise je 150 Mrd. Yen (2 Mrd. Fr.) aufnehmen. Die Zeit drängt, denn wie das Beispiel Toshiba zeigt, deren Bonität von Moody’s und S&P herabgestuft wurde, können sich die Konditionen für eine Fremdfinanzierung rasch verschlechtern. - Suzuki Motor und Kawasaki Heavy Industries wollen einzelne Bereiche ihrer Motorradproduktion zusammenlegen, um Kosten einzusparen. Mit diesem Schritt soll der Abstand zur Konkurrenz (Honda und Yamaha), die deutlich grösser ist, verringert werden. Japans dritt- und viertgrösster Motorradhersteller streben die Kooperation in der Entwicklung und im Einkauf von Zuliefererteilen an, äusserten sich jedoch nicht über das Einsparungspotenzial Das erste gemeinsam entwickelte Motorrad soll in etwa drei Jahren auf den Markt kommen. Der Vertrieb und die Marken bleiben unabhängig. - Nachdem Kyocera in der vergangenen Woche seine Gewinnprognose halbiert hatte, orientierte sie diese Woche die Öffentlichkeit über einen Stellenabbau von 20%. Betroffen sind in erster Linie Arbeitsplätze im Ausland (USA). Weniger aggressiv geht Oki Electric ans Werk – 10% der Stellen sollen bis Ende März 2003 gestrichen werden. Hitachi gab eine Gewinnwarnung heraus und kündigte ebenfalls einen Abbau an. Bis März 2002 sollen 14700 Stellen eingespart werden (vgl. Artikel unten). Damit reihen sich diese Elektronikunternehmen nahtlos in die Reihe von Toshiba, NEC und Fujitsu ein – ein harter Schlag für die japanische Flaggschiffindustrie, aber auch ein untrügliches Zeichen, dass sie sich dem globalen Trend nicht entziehen kann. - Restrukturieren will auch das Pharmaunternehmen Kao, das bis Ende nächsten Monats seine Produktpalette um etwa die Hälfte reduzieren will, im Bemühen den Lagerbestand zu reduzieren und Kosten zu sparen. Nachdem alte Produktlinien und Hygieneartikel mit geringem Umsatz eingestellt worden sind, sollen in Zukunft nur noch rund 1000 Produkte hergestellt werden. Es gibt aber keinen Plan, der eine Reduktion von Markennamen vorsieht. NTT reduziert die Gebühren für den schnellen Internet-Zugang, um zu verhindern, dass die aufstrebende Konkurrenz wie Softbank Marktanteile gewinnt. - Nomura Research Institute, eine Tochter von Nomura Securities, beginnt nächste Woche, sich den Investoren vorzustellen. Anlass ist die Börseneinführung in Japan am 2.Oktober.Ulrich Kaiser - Credit Suisse Private Banking