Nikkei-Index wieder unter 14000 – Finanz- und Exporttitel verlieren Auftragsschwund aus China?
Nachdem die japanischen Aktienmärkte dem Rückgang an den regionalen Märkten weitgehend Widerstand leisten konnten, wurde der Druck am Freitag doch zu gross.
Nachdem die japanischen Aktienmärkte dem Rückgang an den regionalen Märkten weitgehend Widerstand leisten konnten, wurde der Druck am Freitag doch zu gross. Der Nikkei-225-Index fiel unter 14000 auf 13942,08 – 1,3% tiefer als am Vortag und 0,2% weniger als vor Wochenfrist. Der Kursrückgang war breit gestreut, 192 Titel schlossen tiefer, nur 9 unverändert und 24 höher. Allerdings war das Handelsvolumen mit 1,298 Mrd. gehandelten Aktien bescheiden. - Nachdem fallende Erdölpreise nach Chinas Ankündigung, die Ölpreislimite zu erhöhen, den US-Aktienmärkten geholfen hatten (vgl. Börsenbericht Hongkong und Seite 34), setzten in Japan Gewinnmitnahmen ein. Da Nippons Wirtschaft deutlich weniger von Erdöl abhängig ist als die USA, lag der Fokus auf dem Einfluss, den die Massnahme auf die Investitionstätigkeit und den Privatkonsum in China haben würde. Japanische Exporte nach China haben in den letzten Jahren rapid zugenommen und halfen im ersten Quartal dieses Jahres, die schwächere Nachfrage aus den USA zu kompensieren. - Direkt unter dem Rückgang des Erdölpreises litten die Aktien des Ölförderers Impex (–3,7%) sowie der Handelshäuser inklusive Mitsubishi Corp. (–2,3%), die rund die Hälfte ihrer operativen Gewinne aus dem Erdölbereich erwirtschaften. Unter den Gesellschaften, die wohl am ehesten von einer Abkühlung der Nachfrage aus China getroffen würden, sind Taiheiyo Cement (–4%), Japans grösster Zementhersteller, sowie die beiden Hersteller von schweren Baumaschinen, Hitachi Construction (–3,6%) und Komatsu (–2,2%). Aber auch Technologie- und Konsumelektronikwerte (Sony, –2,3%) sahen Terrainverluste. Die tieferen Bestellungen für Halbleiterproduktionsmaschinen der USA belasteten den Sektor zusätzlich. - Der Toshiba-Konzern (die Titel litten ebenfalls unter der Schwäche im Technologiebereich und sanken 3,4%) liess verlauten, innerhalb der Nukleartechnologiesparte mit Kasachstans Staatsunternehmen Kazatomprom ein Memorandum unterzeichnet zu haben. Beide wollen in der Gewinnung von seltenen Metallen und dem in Kasachstan reichlich vorhandenem Uran zusammenarbeiten. Das würde der Toshiba-Tochter, dem Nuklearrektorhersteller Westinghouse Electric, Impulse geben. Kazatomprom sei es offen gestellt, sich an Westinghouse zu beteiligen. - Die Banktitel litten, nachdem Moody’s in den USA den beiden weltweit grössten Obligationsgarantiegebern MBIA und Ambac Financial das AAA-Rating entzog und um fünf Klassen auf A2 respektive um drei Klassen auf Aa3 herunterstufte. Das führte zu Befürchtungen, dass die Banken dementsprechend den Wert versicherter Obligationen in ihren Büchern revidieren müssen. Mitsubishi UFJ Financial Group schloss 3,2%. Mizuho Financial Group (–0,7%) und Sumitomo Mitsui Financial Group (–1,45%), beide hatten im letzten Fiskaljahr diesbezüglich bereits umfangreiche Abschreibungen vorgenommen, verloren weniger. Sumitomo Mitsui stand nach einer (unbestätigten) Nachricht im Rampenlicht, wonach man sich via die Tochter Sumitomo Mitsui Banking mit rund 100 Mrd. Yen (knapp 1 Mrd. Fr.) an der Kapitalerhöhung von Barclays beteiligen würde (vgl. Seite 9). - Staatsobligationen handelten im volatilen Aktienumfeld freundlicher, weil Investoren Sicherheit suchten und nach der Ausverkaufsstimmung im Staatsobligationenmarkt während der vergangenen Wochen die Papiere attraktiver empfanden. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe fiel 3,2 Basispunkte auf 1,77%. Im Wochenvergleich lag die Rendite damit um 10,4 Basispunkte tiefer. - An der Währungsfront war die Entwicklung gemischt. Während Dollar/Yen sich bei 108 einzupendeln schien, erklomm die Euro/Yen-Parität neue Höhen. Dollar/Yen handelten zuletzt in Tokio rund 107.87 Yen, ein Minus von 0,13% zum Vortag und von 0,3% zur Vorwoche. Euro/Yen notierte zur selben Zeit 167,92, ein Plus von 0,3% zum Vortag respektive 0,9% höher als zum Ende der Vorwoche. - Marc-Antoine Haudenschild - Credit Suisse Singapur