Noch keine Prognose möglich – Kinderkrankheiten
In der Europäischen Union (EU) ist der Preis für ein Zertifikat, das zum Ausstoss einer Tonne Treibhausgas, meist Kohlendioxid (CO2), berechtigt, in wenigen Tagen von 31 unter 11 Euro gefallen.
In der Europäischen Union (EU) ist der Preis für ein Zertifikat, das zum Ausstoss einer Tonne Treibhausgas, meist Kohlendioxid (CO2), berechtigt, in wenigen Tagen von 31 unter 11 Euro gefallen. Ausgelöst wurde der Kurssturz durch die Nachricht, dass im vergangenen Jahr in sieben der 25 EU-Mitgliedstaaten, die dem Emissionshandel verpflichtet sind, mehr Zertifikate verfügbar waren, als benötigt wurden. Wie erwartet fiel die Reaktion darauf heftig aus (vgl. FuW Nr.23 vom 25.März). Marktteilnehmer befürchten ein Überangebot in der gesamten EU. - Die heftige Reaktion scheint verfrüht zu sein. Die Staaten mit dem höchsten Treibhausgasausstoss und entsprechend dem grössten Gewicht am Emissionsmarkt – Deutschland, Polen, Italien und Grossbritannien – haben ihre Daten noch nicht veröffentlicht. Bis es so weit ist, sollten keine voreiligen Schlüsse gezogen werden. Die Europäische Kommission wird am Montag kommender Woche die Emissionszahlen aller Mitgliedstaaten veröffentlichen. Erst dann lässt sich eine zuverlässige Aussage über die Preisentwicklung machen – vorausgesetzt, die Mitglieder informieren nicht vorher über ihre Ausstossmenge. - Die Kommission hat die Staaten, die bisher noch keine Zahlen mitgeteilt haben, dazu aufgerufen, damit bis Montag zu warten. Sie prüft zudem, ob die Emissionsdaten künftig konzertiert veröffentlicht werden sollen, um solche heftigen Reaktionen zu vermeiden. Ergibt sich für das vergangene Jahr tatsächlich ein Überangebot an Zertifikaten, dürfte die Kommission zudem in der zweiten Phase von 2008 bis 2012 weniger Emissionsrechte ausgeben und dadurch den Anreiz, den Treibhausgasausstoss zu senken, weiter vergrössern. - Das Vorhaben, die Ziele des Kyoto-Protokolls über Marktmechanismen zu erreichen, bereits jetzt für gescheitert zu erklären, ist übertrieben. Der Markt steckt noch in den Anfängen – und hat entsprechend einige Wachstumsstörungen zu durchlaufen. Dessen war man sich in der EU bewusst, weshalb für 2005 bis 2007 eine Testphase anberaumt wurde. Nun ist es an den Akteuren, ihre Lehren zu ziehen, damit der Emissionshandel seinen Kinderschuhen entwachsen kann.BM