Nochmals tiefere Zinsen in der Schweiz?
Nur weil es die US-Notenbank Fed für nötig hielt, muss es ihr die Europäische Zentralbank (EZB) noch lange nicht gleichtun.
Nur weil es die US-Notenbank Fed für nötig hielt, muss es ihr die Europäische Zentralbank (EZB) noch lange nicht gleichtun. Die Rede ist – wie könnte es anders sein – von der Leitzinssenkung des Fed Anfang November. Marktstimmen mehren sich aber, dass auch die EZB vor einem Zinsschritt stehe. Auch in der Schweiz ist das Umfeld garstig. Hier drückt zum einen die Konsumentenstimmung, die im Oktober den tiefsten Wert seit sechs Jahren erreicht hatte, auf die Moral, und zum anderen die konjunkturellen Frühindikatoren, die vor einigen Monaten einen klaren Aufschwung signalisierten, dann aber arg ins Stocken geraten sind. - Thomas Flury vom UBS Wealth Management and Business Banking, einer von fünf monatlich von «Finanz und Wirtschaft» befragten Ökonomen, ist der Ansicht, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einer Senkung des Leitzinszielbands reagieren könnte, sollte sich der Franken zum Euro massiv aufwerten. Die Marke um 1.44 Fr./ Euro – oder gar schon um 1.45 Fr./ Euro – wird von vielen Marktteilnehmern als Signal für eine Intervention am Devisenmarkt oder für eine Senkung des Leitzinszielbands angesehen. Eine Erholung des Wirtschaftswachstums in der Schweiz erwartet UBS erst für das zweite Halbjahr 2003. - Die fünf befragten Ökonomen sind sich in dem Punkt einig, dass nur eine massive Frankenaufwertung die Währungshüter zu einer Zinssenkung «zwingen» würde. Janwillem Acket von der Bank Bär erklärt, dass aus realwirtschaftlicher Sicht kein Handlungsbedarf bestehe. Es sei zudem durchaus möglich, dass die Schweiz im nächsten Frühjahr einen Double dip erlebe. Die Abhängigkeit von Deutschland sei sehr gross – die Impulse für eine Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums in der Schweiz müssten deshalb aus Euroland kommen. - Acket argumentiert weiter, dass bei einem eventuellen Angriff auf den Irak – der aus Rücksicht auf den Ramadan und die Weihnachtszeit vermutlich nicht vor Februar stattfinden wird – der Franken sowohl zum Dollar als auch zum Euro und zum Pfund an Wert gewinnen würde. - Auch für Thomas Trauth von CSFB ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die SNB nach einer Stärkung des Frankens zum Euro eingreifen wird. Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten (Irakkrise) sei durchaus die Chance vorhanden, dass die EZB bereits an ihrer Sitzung vom 5.Dezember die Leitzinsen senken werde. Diese Meinung vertritt auch Willy Hautle von der Zürcher Kantonalbank. Otmar Issing, Mitglied des Direktoriums der EZB, habe gesagt, dass die Teuerung im Euroland im nächsten Jahr unter 2% falle, womit einem Zinsschritt der EZB im Dezember nichts im Weg stehe. - Manuela Preuschl vom Global Market Research der Deutschen Bank nennt zwei Faktoren für eine mögliche Senkung des Leitzinszielbands durch die SNB: Einerseits müsste die EZB an ihrer Sitzung Anfang Dezember die Leitzinsen senken, und zum anderen sei die unbefriedigende Wirtschaftslage in der Schweiz ein weiterer Grund für eine Aktion der SNB. Nachdem die Vereinigten Staaten den Tiefpunkt der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal erreicht hätten, würden sie die Rolle als Wachstumslokomotive für Euroland und die Schweiz einnehmen. Die hiesige Wirtschaft werde dies aber frühestens im nächsten Frühling zu spüren bekommen, erklärt Preuschl. Me