
Einschätzung von Rupen Boyadjian um 8.05 Uhr
Die englische Gesundheitsbehörde NHS startet ein riesiges Experiment mit dem Novartis-Medikament Leqvio (Inclisiran). 300’000 Menschen sollen den Cholesterinsenker während drei Jahren erhalten. Sie sind bereits vorbelastet mit einem hohen Pegel an «schlechtem» Cholesterin, der mit herkömmlichen Statinen nicht genug gesenkt werden kann. Ausserdem haben die ausgewählten Personen bereits einen Herz-Kreislauf-Vorfall erlitten, etwa einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Leqvio soll die Zahl erneuter Vorfälle über all die Tausende von Menschen reduzieren. Herz-Kreislauf-Vorfälle sind für mehr als ein Viertel aller Todesfälle in England verantwortlich. Ist das Programm erfolgreich, könnten später etwa zehnmal mehr Menschen das Medikament erhalten, das zweimal jährlich gespritzt wird. Bemerkenswert ist das auch, weil die englische Gesundheitsbehörde als besonders kostenbewusst gilt. Das Signal ist klar: Prävention ist günstiger als all die Spitaleinweisungen und Nachbehandlungen. Für Novartis tut sich weltweit potenziell ein gigantischer Markt auf, den die meisten Analysten nicht wirklich auf der Rechnung haben. Das Novartis-Management hat natürlich ein Interesse zu zeigen, dass der mit The Medicines Company für fast 10 Mrd. $ erworbene Wirkstoff sein Geld wert ist. Das Unternehmen selbst rechnet mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 5 Mrd. $, vorausgesetzt, Leqvio kann tatsächlich Herz-Kreislauf-Vorfälle reduzieren. Nach zwei enttäuschenden Nachrichten – die Zulassung in den USA verzögert sich, ebenso eine langfristige Studie, die die Wirksamkeit bei Herz-Kreislauf-Vorfällen demonstrieren soll – ist die heutige Ankündigung ein sehr positives Signal.
Einschätzung – Novartis-Cholesterinsenker für 300'000 Patienten
Die englische Gesundheitsbehörde macht einen ersten Schritt für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.