
Einschätzung von Rupen Boyadjian um 8.05 Uhr
Auch der Entzündungshemmer von Novartis kann das Leben von Coronapatienten nicht retten. Der Antikörper Canakinumab wird als Ilaris vor allem zur Behandlung von Arthritis vermarktet. Er zielt auf Interleukin 1B, ein Zytokin, das an der Regulierung von Entzündungsreaktionen beteiligt ist. Bei schwer kranken Coronapatienten überdreht das Immunsystem, ein sogenannter Zytokinsturm wird ausgelöst. Erst vor zwei Tagen hat der Novartis-Forschungschef Jay Bradner in einem Call mit Schweizer Journalisten eine Vermutung geäussert, weshalb die existierenden Medikamente in bisherigen Studien mit Coronapatienten nicht überzeugen. Er hat zwar Cosentyx als Beispiel genommen, das ebenfalls im Kampf gegen Covid-19 getestet wird. Der Hinweis dürfte aber generell für gezielt wirkende Antikörper gelten. Bradner vermutet, es könnte möglicherweise nicht reichen, einzelne Zytokine auszuschalten. Beim Zytokinsturm von Coronapatienten sei eine ganze Reihe von Prozessen des Immunsystems beteiligt. In den bisherigen Studien habe Dexamethasone, ein generisches und deshalb günstiges Steroid, am besten abgeschnitten. Es wirkt mehr systemisch. Die heute bekannt gegebenen Resultate mit Ilaris bestätigen Bradners Vermutung. Die Verkäufe von Ilaris haben in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 28% auf 633 Mio. $ zugenommen. Ein Studienerfolg hätte das Wachstum wohl noch beschleunigt. Das Medikament dürfte nun zu einer ähnlichen Entwicklung wie vor der Pandemie zurückkehren. 2019 ist der Umsatz um 21% auf 671 Mio. $ gestiegen. Das Scheitern von Ilaris bei Coronapatienten kostet Novartis schätzungsweise also mehrere Dutzend Millionen Dollar Umsatzwachstum.
Einschätzung – Novartis verfehlt Ziele in Coronastudie
Der Pharmakonzern hat mit seinem Mittel Canakinumab nicht die gewünschte Wirksamkeit erzielt.