Nur eine Bank erwartet für Juni höhere Leitzinsen Der Aufschwung ist Voraussetzung
Bereits in der letzten Märzwoche begannen die Renditen weltweit anzuziehen.
Bereits in der letzten Märzwoche begannen die Renditen weltweit anzuziehen. In den USA kletterte die Verzinsung zehnjähriger Treasury bonds 20 Basispunkte (Bp) auf 3,9%. Nach den erfreulichen Beschäftigungszahlen für März legten die amerikanischen Renditen noch einen Zacken zu. Am Dienstag betrugen sie 4,17%. Auch in der Schweiz kamen die Obligationenkurse in den letzten Wochen unter Druck. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe der Eidgenossenschaft stieg seit Anfang April von 2,61 auf 2,74%. - Thomas Trauth von Credit Suisse, einer von fünf von der «Finanz und Wirtschaft» monatlich zu den Frankenzinsen befragten Ökonomen, erwartet gegenüber der Vormonatsprognose keine markanten Veränderungen an der hiesigen Zinsfront (vgl. Tabelle). «Sollte sich die Wachstumsdynamik in der Schweiz bis in die zweite Jahreshälfte fortsetzen, kann schon für September mit einer Erhöhung des Leitzinszielbands gerechnet werden», sagte Trauth. Dazu müsste sich auch die hiesige Inflation massiv beschleunigen. Wie sich die Schweizer Wirtschaft entwickle, hänge in hohem Masse von Euroland und den USA ab. Die amerikanische Konjunktur gedeihe prächtig, Euroland – besonders Deutschland und Frankreich – hätten die Erwartungen bis anhin nicht erfüllt. - Die gleiche Meinung vertritt Thomas Flury von UBS Wealth Management. Die Konjunktur in Deutschland, Frankreich und Italien komme nicht richtig vom Fleck. Europa könne noch viel von den USA und Japan lernen. Trotzdem rechnet die UBS nicht mit einer Leitzinssenkung im Euroland. In Europa seien viele Staaten nach wie vor mit strukturellen Problemen konfrontiert, die das Wachstum stärker behindern als die Zinsen oder der feste Euro. Flury geht davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) erst im Dezember das Leitzinszielband erhöht. - Auch Willy Hautle von der Zürcher Kantonalbank erwartet keine Leitzinsänderung der SNB vor Dezember. Es könne aber durchaus sein, dass die Renditen innerhalb des Korridors leicht steigen. Hautle ist überzeugt, dass sich die SNB nicht an der Europäischen Zentralbank (EZB) orientiere. «Die Schweizer Konjunktur entwickelt sich besser als diejenige in Deutschland oder Italien», betont er. Dass die EZB ihre Leitsätze herabsetzen könnte, schliesst der Ökonom indes aus. Hingegen prognostiziert er für die kommenden zwölf Monate einen festeren Franken zum Euro (1.54 Fr./ Euro). - «Die Schweizer Währungshüter drehen vermutlich bereits im Juni an der Zinsschraube», hält dagegen Manuela Preuschl vom Global Market Research der Deutschen Bank fest. Die Schweizer Konjunkturdaten, besonders der Arbeitsmarkt, würden den Weg für eine Erhöhung der Zinsen ebnen. Gefahr drohe einzig von der Eurozone. Sollte die Konjunktur in den diversen europäischen Staaten weiter schwächeln, könnte die SNB den Termin nach hinten verschieben, argumentiert Preuschl. Ihr Institut prognostiziert auf Dreimonatssicht die höchsten Geldmarktsätze. - Für Janwillem Acket von Bank Bär wird sich die Dynamik der Schweizer Wirtschaft fortsetzen. Die SNB dürfte daraufhin im September 2004 und im März 2005 das Zielband heraufsetzen. Weil die Inflation noch sehr tief sei, könne ein Schritt im Juni so gut wie ausgeschlossen werden. In der Eurozone dagegen sei für dieses Jahr nicht mit einem Zinsschritt zu rechnen, hält Acket fest.